Karte 1803
Wilhelm Freiherr von Humboldt Wilhelm von Humboldt Karl Wilhelm von Humboldt

Wilhelm Freiherr von Humboldt

geboren22.6.1767 in Potsdam

gestorben8.4.1835 in Berlin

Wissenschaftler

Wilhelm von Humboldt wurde am 22. Juni 1767 in Potsdam geboren. Die Familie des Vaters, des Majors und Kammerherrn Alexander Georg von Humboldt (1720-1779), stammte aus Pommern. Die Mutter, Maria Elisabeth von Humboldt, geborene Colomb, verwitwete Freifrau von Holwede (1741-1796, entstammte einer Hugenottenfamilie aus dem Süden Frankreichs. 1769 wurde Wilhelms Bruder, Alexander von Humboldt, geboren. Die beiden Brüder hatten das Glück, einer der wenigen Familien der preußischen Aristokratie anzugehören, die so wohlhabend war, daß ihnen ein sorgenfreies Leben offen stand. Allerdings bedeutete der frühe Tod des Vaters am 6. Januar 1779 einen ersten Einschnitt im Leben der Brüder. Wilhelm von Humboldt zog sich in die Welt der Bücher zurück: "Bis in meinem 12. [Lebens]jahr war ich natürlich, wie alle anderen Kinder sind, nur ein wenig unartiger und verzogener. In meinem 12. Jahre gewann ich durch die Lektüre der alten Geschichte auf einmal Geschmack an Literatur und Wissenschaften. Ich saß jetzt fast immer bei meinen Büchern und war äußerst arbeitsam [...]".
Der Unterricht von Hauslehrern in neuen und alten Sprachen, Mathematik und Zeichnen, wurde später ergänzt durch Privatvorlesungen in Philosophie, Rechts- und Staatswissenschaften. Daran an schloß sich ab dem Wintersemester 1787/88 ein Studium zunächst in Frankfurt / Oder, dann ab Ostern 1788 in Göttingen, wo Wilhelm von Humboldt neben den Rechtswissenschaften Vorlesungen des Physikers und Schriftstellers Georg Christoph Lichtenberg sowie des Historikers August Ludwig Schlözer hörte, sich im Eigenstudium mit Immanuel Kant und dessen kritischer Philosophie beschäftigte und sich für die neuhumanistischen Theorien des Philologen Christian Gottlob Heyne begeisterte. Nach Ende des Studiums im Juli 1789 trat Wilhelm von Humboldt mit seinem früheren Hauslehrer Joachim Heinrich Campe eine Bildungsreise nach Frankreich an, die ihn über Brüssel in das von der französischen Revolution bewegte Paris führte. Drei Wochen nach dem Bastillesturm trafen sie am 3. August in Paris ein und wurden unmittelbare Augenzeugen der revolutionären Veränderungen.
Im Februar 1790, nach Beendigung seiner Bildungsreise, trat Humboldt in Berlin in den preußischen Staatsdienst ein und wurde im Juni 1790 zusätzlich zum Legationsrat im Auswärtigen Departement berufen. Im gleichen Jahr heiratete er am 29. Juni in Erfurt Caroline von Dacheröden, Tochter eines preußischen Kammergerichtsrates, mit der er sich 1791 zunächst auf deren thüringische Güter in Erfurt und Weimar und ab 1794 nach Jena zurückzog. Somit hatte Wilhelm von Humboldt, der sagte, „am Ende brauchen wir den Dienst nicht, wenn er einmal unangenehm würde“, seine Ämter nach nur einem Jahr aufgegeben und lebte als Privatier, der viel las und schrieb, ohne sich dabei an größere Themen und Aufgaben zu binden. Bereits 1791 entstand die programmatische Schrift „Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen“, die 1792 in Teilen veröffentlicht wurde. Darin beschäftigte sich Humboldt zum ersten Mal mit dem Problem des Staates und stellte dabei in so aristokratischer Weise den Einzelnen über die Gemeinschaft, das Individuum über den Staat, daß sein liberal gemeinter Entwurf wirklichkeitsfremd erscheinen musste, oder, wie J.P. Gooch es formulierte, „his state was only possible in a Community of Humboldts“.
1796 starb die Mutter und hinterließ ein umfangreiches Vermögen, das es ihm ermöglichte, 1797 erneut in die französische Hauptstadt zu reisen, wo er sich mit seiner Frau bis 1801 aufhielt und von dort aus zwei Reisen nach Spanien unternahm, die ihn nach Madrid, Sevilla und in das Baskenland führten. Im Mai 1802 wurde Humboldt auf seine Bewerbung hin zum Gesandten Preußens am Heiligen Stuhl in Rom berufen, ein Amt im Auftrag des preußischen Staates, das eher kultureller als politischer Art war und ihm erlaubte, bis 1808 in höchst komfortablen Verhältnissen in Rom zu leben.
Im Februar 1809 wurde Humboldt mit der Leitung der Kultus- und Unterrichtssektion im Preußischen Innenministerium, welches vom Grafen Alexander von Dohna geleitet wurde, beauftragt, einen Posten, den anzunehmen er sich nur schwer durchringen konnte. Als Geheimer Staatsrat und Sektionschef organisierte er von nun an die Reform des Bildungswesens in Preußen, deren wichtigstes Ergebnis 1810 die Gründung der Universität Berlin war.
Das nächste Amt, das Wilhelm von Humboldt ab September 1819 ausübte, war das des preußischen Gesandten in Wien. Ihm war es vor allem zu verdanken, daß sich Österreich 1813 dem antinapoleonischen Bündnis Preußens und Rußlands anschloß. Auf dem Wiener Kongreß von November 1814 bis Juni 1815 war er neben dem Staatskanzler Hardenberg der zweite preußische Bevollmächtigte. Ab November 1815 war Humboldt als Bevollmächtigter bei den Territorialverhandlungen in Frankfurt am Main und ab Oktober 1817 war er für ein Jahr Gesandter in London. Seit Januar 1819 bekleidete Humboldt den Posten eines Staatsrates und Ministers für die ständischen und kommunalen Angelegenheiten, wurde jedoch wegen seines entschlossenen Auftretens gegen die Karlsbader Beschlüsse entlassen. Danach zog sich Humboldt wieder ins Privatleben zurück und widmete sich seinen sprachwissenschaftlichen Forschungen, über deren Ergebnisse er in den Jahren 1820 bis 1829 regelmäßig Vorlesungen vor der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin hielt. 1830, ein Jahr nach dem Tod seiner Frau, wurde Humboldt im Sinne einer formellen Aussöhnung durch den König in den Staatsrat wiederberufen, ein Amt, in dem er keinen wesentlichen politischen Einfluß ausüben konnte. Er starb am 8. April 1835 in Berlin-Tegel.

Wilhelm Freiherr von Humboldt