Karte 1803

1838: Die erste preußische Eisenbahnlinie verkehrt zwischen Berlin und Potsdam

Collage Die "Adler" Karte von der Eisenbahn zwischen Berlin und Potsdam Der Potsdamer Bahnhof Die Berlin - Potsdamer Bahn Als erste Eisenbahnlinie Preußens geht die von Privataktionären finanzierte Berlin-Potsdamer-Eisenbahngesellschaft mit einer Probefahrt vom Berlin-Potsdamer Bahnhof nach Zehlendorf in Betrieb. Die gesamte, etwa 26 km lange Strecke nach Potsdam, dem Sommersitz des königlichen Hofes, wird jedoch erst am 29. Oktober 1838 fertiggestellt. Zur offiziellen Einweihungsfahrt um 12 Uhr mittags erscheinen neben den königlichen Prinzen auch Justizminister Heinrich Gottlob von Mühler und Staatsminister Philipp von Ladenberg, während andere Prominenz die Abfahrt des ersten Zuges nur beobachtet. Die Vossische Zeitung berichtet am nächsten Tag:

„Es waren zur Fahrt über 300 Billets ausgegeben worden. Sechzehn Wagen wurden von den beiden Lokomotiven ‘Adler’ und ‘Pegasus’ gezogen. Auf dem vordersten Wagen wehten Fahnen in den preußischen Farben und mit dem preußischen Adler geschmückt. Als um 12 Uhr der Zug sich in Bewegung setzte, befand sich auf dem ersten Wagen ein Musikkorps, und schlag zwölf ging es vorwärts unter schmetterndem Hörner- und Trompetenklang und den Freudenschüssen aufgestellter Böller. Einige Reiter versuchten eine Zeitlang, den Wagenzug zu begleiten, doch schon nach wenigen Minuten konnten die erschöpften Pferde nicht mehr in gleicher Schnelligkeit folgen. In nicht voll 22 Minuten war der Anhaltspunkt bei Zehlendorf, eine Strecke von 3850 Ruthen, erreicht. Nach einem etwa halbstündigen Aufenthalt wurde die Rückfahrt nach Potsdam angetreten.“

Bei der anschließenden Feier auf dem Potsdamer Bahnhof lobt Kronprinz Friedrich Wilhelm das neue Verkehrsmittel euphorisch:

„Diesen Karren, der durch die Welt rollt, hält kein Menschenarm auf.“

Zwiespältig ist die Haltung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. Er ließ sich nicht zur Teilnahme an der Jungfernfahrt bewegen:

„Kann mir keine große Seligkeit davon versprechen, ein paar Stunden früher von Berlin in Potsdam zu sein.“

Jedoch: Die Eisenbahn revolutioniert auch das Leben in der Mark. Die Bahn bringt Bewegung in die Welt. Die rasende Pferdepost auf den märkischen Chausseen hat nun ausgedient. Die Reisezeit auf der Stecke Berlin-Hamburg beträgt mit der Eisenbahn nur noch acht Stunden, und billiger als mit der Postkutsche ist die Fahrt noch dazu.

Im ersten Jahr werden 674.171 Personen befördert. Reingewinn: 80.884 Taler.

Innerhalb kurzer Zeit entsteht ein weit verzweigtes Eisenbahnnetz mit Berlin als Mittelpunkt. Bis 1848 werden u.a. folgende Strecken gebaut: Berlin-Jüterbog-Wittenberg (1841), Berlin-Bernau-Eberswalde (1842), Berlin-Frankfurt/Oder (1842), Eberswalde-Angermüde (1842), Angermünde-Stettin (1843), Potsdam-Brandenburg-Magdeburg (1846), Sommerfeld-Guben-Frankfurt/Oder (1846), Nauen-Neustadt/Dosse-Wittenberge-Boitzenburg-Hamburg (1846) und Jüterbog-Herzberg-Riesa (1847).