Karte 1803
Ferdinand von Schill

31. Mai 1809    Der patriotische Major von Schill wurde zum Symbol des Kampfs gegen Napoleon, sein Leichnam erlebte ein wechselhaftes Schicksal

Im Morgengrauen des 28. April 1809 hatte Ferdinand von Schill mit seinem Regiment die Berliner Garnison verlassen, um gegen Napoleon zu kämpfen, fast vier Jahre bevor Friedrich Wilhelm III. mit seinem Aufruf "An mein Volk" im März 1813 das Signal für den Beginn der Befreiungskämpfe gab. Der vom preußischen König wegen dieser Anmaßung als "Deserteur" bezeichnete Schill zog mit seiner Truppe über Dessau, Halle, Bernburg, Magdeburg nach Stralsund, wo er am Nachmittag des 31. Mai 1809 im Kampf gegen eine französisch-dänische Übermacht fiel. Dem Toten wurde von den Siegern der Kopf abgetrennt, in Weingeist eingelegt und an Jérome, den Bruder Napoleons geschickt, der als König von Westfalen in Kassel residierte, während der kopflose Leichnam in Stralsund auf dem St. Jürgen-Friedhof auf französischen Befehl "wie der eines Hundes", d.h. ohne Sarg und Segen, verscharrt wurde. Schill war im Volk bald eine populäre Symbolfigur, aber eine offizielle Ehrung wurde seinem verfrühten Widerstand erst zuteil, als der Kampf gegen die französische Fremdherrschaft längst gewonnen war und das unvereinigte Nicht-Deutschland sich in der Lethargie der nach dem Wiener Kongress einsetzenden Restauration an vergangenen Heldentaten zu stärken suchte. 1835 wurde auf dem Friedhof von Wesel über dem Grab der elf Schill'schen Offiziere, die von einem französischen Kriegsgericht verurteilt und in der rheinischen Festung standrechtlich erschossen worden waren, ein Schill-Denkmal nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel errichtet. Das Relief der Vorderseite zeigt vor einem Opfertisch mit Richtbeil und Preußenadler die trauernde Borussia und eine geflügelte Viktoria. Darunter die Namen der füsilierten Offiziere. Auf der Rückseite steht: "Sie starben als Preußen und Helden am 16. September 1809". In dem Grab befinden sich jedoch keine sterblichen Überreste des Ferdinand von Schill. Der präparierte Kopf war nach Ende der napoleonischen Herrschaft von Kassel nach Leiden gelangt und hatte ein Plätzchen in der Naturaliensammlung des holländischen Professors Brugmann gefunden. 1837 wurde der Kopf zurückgegeben und feierlich bestattet, allerdings nicht bei seinen Offizieren am Ort des Gedenkens in Wesel, und auch nicht in Stralsund, wo der Rumpf beerdigt liegt, sondern nach Braunschweig wurde er transportiert und in das Grab der namenlosen 14 Schill'schen Soldaten versenkt, die in Stralsund gefangengenommen und in einem Schnellverfahren hingerichtet worden waren. Da ruht nun das Haupt des Anführers bei seinem Gefolge, während seines einsamen Leibes in Stralsund erst 1859 zum 50. Todestag mit einer kleinen Feier und nachträglicher kirchlicher Segnung gedacht wurde. Bleibt nur zu hoffen, dass der Geist des Verstorbenen trotz der Umwege und Verzögerungen und der bleibenden Zweigeteiltheit schließlich seine Ruhe gefunden hat.

Ferdinand von Schill

Ferdinand von Schill