Karte 1803

19. November 1793: Eine Mätresse als Nebenkönigin

Collage  Gräfin Julie von Ingenheim Friederike Luise Königin von Preußen  Juliane von Dönhoff  Büste Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig-Bevern  Wilhelmine Encke  Die königliche Familie am Schluß des Jahres 1796

Das Privatleben des neuen Königs Friedrich Wilhelms II. gibt immer wieder Anlass für Skandale. Am 12.7.1765 heiratet er die durch ihre Schönheit berühmte Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern. Die Ehe geht nicht gut. Friedrich Wilhelm II. betrügt seine Gemahlin, sie ihn. Am 18.4.1769 wird die Ehe geschieden und die Prinzessin nach Küstrin verbannt. Am 14.Juli heiratet der Prinz Friederike Luise, Prinzessin von Hessen Darmstadt. Am 3.8.1770 wird endlich ein Thronfolger, Kronprinz Friedrich Wilhelm, geboren. Dennoch geht auch diese Ehe nicht gut, denn die wahre Liebe des Prinzen und späteren Königs ist eine bürgerliche Mätresse, Wilhemine Encke, Tochter eines Potsdamer Trompeters. Der Kronprinz, der ein Verhältnis mit ihrer Schwester Dorchen hat, lernt Wilhemine im Jahr 1766 bereits als Dreizehnjährige kennen, mit 17 bekommt sie ihr erstes Kind von ihm. Am Ende wird sie fünf Kinder vom König haben. Damit die Form gewahrt wird, zwingt Friedrich II. die „schöne Wilhemine“ den Kammerdiener Johann Rietz zu heiraten. Später wird diese Scheinehe geschieden und Friedrich Wilhelm II. erhebt die Encke zur Gräfin Lichtenau. Johann Gottfried Schadow urteilt über das Treiben bei Hofe:

„Ganz Potsdam war wie ein Bordell, alle Familien dort suchten nur mit dem Könige, mit dem Hof zu tun zu haben. Frauen und Töchter bot man um die Wette an, die größten Adlichen waren am eilfertigsten.“

Da dem „dicken Lüderjahn“, wie ihn die Berliner nennen, zwei Frauen nicht genügen lässt er sich mit Erlaubnis der Geistlichkeit noch mit zwei weiteren Damen zur linken Hand trauen. 1786 mit Julie von Voß, der späteren Gräfin Ingenheim und nach deren Tod im Jahr 1790 mit Sophie Juliane Friederike Gräfin von Dönhoff. Mit beiden hat er Kinder, die Gräfinnen und Grafen von Preußen und von Brandenburg werden. Als die Dönhoff sich zu sehr in die Politik einmischt und sich bei Hofe zu exaltiert benimmt, wird sie vom mit einer Pension von 8000 Talern in Angermünde Exil geschickt. Ein weiterer Versuch, eine morganatische Ehe zu führen, scheitert daran, dass die Mainzer Bankierstochter Sophie Bethmann dem König einen Korb gibt. So hat die „schöne Wilhemine“ ihren „Willem“ wieder ganz für sich.

Als man sie nach dem Tod des Königs 1796 verhaftet und wegen Bereicherung und Landesverrat angeklagt, können ihr keine Verfehlungen nachgewiesen werden. Sie wird später rehabilitiert, erhält mit Hilfe Napoleons einen Teil ihrer Güter zurück und stirbt 1820 in ihrem Palais unter den Linden in Berlin.