Karte 1803

Kölner Karneval

Die Kölner sehen den Ursprung ihrer Fastnachtsfreuden „in der römischen Antike der Rheinregion und in den keltisch-germanischen Götterverehrungsfesten“ begründet, doch ist die früheste schriftliche Erwähnung der Fastnacht in Köln eine Eintragung im Eidbuch des Stadtrates von 1341 und eine eher christliche Angelegenheit. Die Geschichte des Kölner Karnevals, wie wir ihn heute kennen, beginnt mit der napoleonischen Besatzung, denn die Franzosen hatten das „beliebte vaterstädtische Heimatfest“ verboten. Der Kölner Stadtverwaltung war es zwar gelungen, das Dekret wieder aufzuheben, aber eine rechte Stimmung wollte sich nicht mehr einstellen. Erst unter den Preußen, die vom Rheinland 1815 Besitz ergriffen, lebte der Karneval nach einer grundlegenden Reform wieder auf. Im Herbst 1822 begann ein kleiner Kreis von angesehenen Kölner Bürgern sich regelmäßig zu treffen, um den "in ganz Teutschland einstens so berühmten kölnischen Carneval zu erneuern“. In einem Manifest fanden die Reformideen ihren Niederschlag, es wurde zu einer ersten Generalversammlung des "Festordnenden Komitees" für Anfang 1823 eingeladen, und im selben Jahr gab es zum ersten Mal einen Rosenmontagszug. Seitdem hat sich der Karneval zunehmend organisiert und institutionalisiert und das "Festkomitee des Kölner Karnevals von 1823 e.V." von heute bezieht sich auf dieses Gründungsdatum. Die preußische Haltung zum Kölner Karneval hingegen war stets schwankend. Die 1825 erstmals erscheinende Karnevalszeitung hatte häufig unter der preußischen Pressezensur zu leiden und fiel ihr schließlich zum Opfer. Dieses Los traf 1830 auch das "Festordnende Komitee" selbst, wenngleich es der Aktion durch Selbstauflösung die beabsichtigte Wirkung nahm.Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. war einsichtig genug, das Komitee durch "Allerhöchste Order" in seine alten Rechte einzusetzen. Unter den Gästen der "Generalversammlungen" fanden sich häufig preußische Prinzen und andere preußische Honoratioren. Es war General Freiherr von Czettritz, der am 14. Januar 1827 die Devise ausgab "gleiche Brüder, gleiche Kappen", weshalb dem preußischen Narr in der Karnevals-Geschichtsschreibung die Erfindung und Einführung der seitdem obligatorischen Narrenkappe zugeschrieben wird. Die Form der Kappen ähnelte in der Anfangszeit den Jakobinermützen der Revolutionszeit, woran sich das gemeinsame preußisch-kölnische Interesse zu jener Zeit, die besiegten Franzosen zu verspotten, ablesen lässt. Aber es sollte auch Missbilligung und Persiflage militärischen Gehabes und Pompes sein, eine Auflehnung gegenüber den Preußen, die seit 1815 neue, anfangs ungeliebte Herrn im Rheinland waren. Gardeuniform und Holzgewehr, Tanzmariechen samt Tanzoffizier und die närrisch-gelockerte Disziplin der Garden, aber auch Orden und Ehrenzeichen sind Anleihen an die martialische Zeit. Die Zensur des Karnevals löste die befürchtete Politisierung erst aus und machte die Karnevalskomites zur Plattform für eine sich zunehmend radikalisierende verdeckte Opposition gegen den preußischen Obrigkeitsstaat. Dementsprechend gehörten 1848 die führenden Karnevalisten zu den Revolutionären aus dem Rheinland.