Karte 1803

Johann Gottfried Herder

geboren25.8.1744 in Mohrungen/Ostpreußen

gestorben18.12.1803 in Weimar

Johann Gottfried Herder wurde 1744 als Sohn des Glöckners und Kantors von Mohrungen (Ostpreußen) geboren. Er studierte Theologie und Philosophie in Königsberg, unter anderem bei Kant. 1764 erhält er eine Anstellung als Lehrer und Prediger an der Domschule in Riga.

1766/67 äußert er sich erstmals zur deutschen Literatur. „Über die deutsche Literatur. Fragmente“ behauptete anspruchsvoll, „Beilagen zu den Briefen die neuere deutsche Literatur betreffend“ zu sein, womit Herder auf die von Gotthold Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn und Friedrich verfasste und herausgegebene führende literaturkritische Zeitschrift anspielte. Tatsächlich lud ihn Nicolai anschließend zur Mitarbeit an der „Neuen deutschen Bibliothek“ ein. In „Fragmente“ äußert Herder zum ersten Mal seinen zentralen Gedanken, dass Sprache und Dichtung in der Nation bzw. im „Volk“ verwurzelt seien. Deshalb auch seine lebenslange Beschäftigung mit Volksliedern und Dichtungen wie dem „Ossian“ und dem „Cid“. Hieraus leitet er die Forderung ab, aus einem historischen und nationalen Bewusstsein heraus in der Muttersprache zu schreiben und sich an das Volk, welches viel mehr ständisch als ethnisch definiert ist, als Publikum zu wenden, auch um erzieherisch auf es einzuwirken und es durch Aufklärung auf seine Emanzipation hinzuführen.

Nach einer Reise nach Frankreich kehrt Herder nicht mehr nach Riga zurück und wird erst Hofmeister und Prediger in Eutin, dann 1771 Konsistorialrat in Bückeburg, wo er sich der Kirchenverwaltung widmet. Obwohl Theologe und in geistliche Ämtern, ist Herder keinesfalls ein orthodoxer Lutheraner. Beeinflusst vom Pantheismus Spinozas, setzt er, z. B. in den Fragmenten zu Archäologie des Morgenlandes“, Naturforschung an die Stelle von Offenbarung und Lebenspraxis an die von Andacht. Er vergleicht die neuzeitlichen Naturforscher mit den Propheten der Bibel, die beide die göttliche Wahrheit gemäß der historischen Bedingtheit ihrer gesellschaftlichen Situation und sprachlichen Mittel zum Ausdruck brachten. Hierdurch wurde Herder zu einem der Wegbereiter der kritischen Bibelwissenschaft, genauso wie durch den Vergleich des Neuen Testaments mit anderen heiligen Schriften.

1776 folgt er dem von Goethe bewirkten Ruf Herzog Karl Augusts nach Weimar und wird dort Hofprediger und Superintendent. Hier schreibt er die „Ideen zu einer Philosophie der Geschichte der Menschheit“: die Gesetze der Natur durchwirken gleichermaßen das Physische wie das Moralische bzw .die Geschichte. Physikalische Lehrsätze kehren in historischen Phänomenen wie dem Auf- und Niedergang der Völker wieder. Die Völker sieht er als gleichrangig an, und auch am eigenen lobt der die Möglichkeiten, wie er auch die Mängel und Verbrechen kritisiert. Mit diesen Gedanken wurde übte er einen großen Einfluss noch auf die slawischen Nationalbewegungen aus. Die Geschichte sieht Herder weder als reinen Fortschritt noch als Kreislauf; immerhin setzt sich ein moderates, humanitäres Prinzip durch.

In diesem Sinne begrüßt der Republikaner Herder die Französische Revolution, auch die Greueltaten können ihn davon nicht abbringen, was u. a. die Abkühlung seines freundschaftlichen Verhältnisses zu Goethe und Schiller zur Folge hat, an deren „Horen“ er mitarbeitete. Er kritisierte die Werke der Klassiker als kalt und artistisch, die Romantik lehnte er als dem Diesseitigen Zugewandter ebenso ab. Auch auf die Kritiken seines früheren Lehrers Kant reagiert er mit Streitschriften.

Im Alter verbittert und von Krankheit geplagt, stirbt Herder am 18.12.1803 in Weimar.

Johann Gottfried Herder