Karte 1803

Kartoffelrevolution

Die Revolution von 1848/49 kündigte sich schon 1847 auf dem Gendarmenmarkt in Berlin durch die sogenannte "Kartoffelrevolution" an, das waren Tumulte, verursacht durch Hunger und überteuerte Lebensmittelpreise. Die Vorgeschichte begann im Sommer 1846 mit einer katastrophal schlechten Getreideernte in Mitteleuropa. Das hätte nicht mehr, wie noch 1816/17, zu Hungersnöten führen müssen, denn seither hatte sich die Kartoffel schon zum Volksnahrungsmittel entwickelt. Allerdings zeigte sich im Herbst 1846, daß auch die Kartoffelernte durch Krankheiten (Krautfäule und Schwarzfleckigkeit der Knollen) über 50 Prozent unter Normalmaß geblieben war. Bereits im Oktober 1846 hatten die Berliner Stadtverordneten in einer Bittschrift an den König darum gebeten, den Getreideexport und das Verarbeiten von Kartoffeln zu Branntwein zu verbieten. Zur Antwort bekamen sie nur die Zurechtweisung, daß solche Petitionen einer Stadtverordnetenversammlung gar nicht zustehen. Erst im Januar 1847 hob die preußische Staatsregierung "ausnahmsweise" die Eingangszölle auf Getreide und Mehl auf, doch nicht die an den Stadttoren zu entrichtende Kommunalsteuer. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Kartoffelpreise schon verdreifacht. Die Behörden propagierten Mehlersatz und Pferdefleischverzehr, der Hof- und Geldadel veranstaltete Subskriptionsbälle "zugunsten der Armen", tatsächlich aber geschah nichts und im April 1847 waren die Kartoffelpreise auf das fünffache gestiegen, was bedeutete, daß eine durchschnittliche Familie, die ohnehin kein Fleisch kannte und daher hauptsächlich von Kartoffeln lebte, den halben Tagesverdienst nur für ein paar Kartoffeln aufzubringen hatte. Nachdem schon in der ersten Februarwoche von wütenden Berliner Frauen ein Bauernwagen mit Kartoffeln umgestürzt wurde, demonstrierten Arbeiterfrauen im April ihren Unmut, indem sie auf dem Markt nach einer erneuten Teuerung die Kartoffelstände schließlich plünderten. An den nächsten Markttagen wurden Marktstände zerstört und wucherische Händler bedroht, und als die Kartoffelhändler wegblieben, kamen die Bäcker und Fleischer dran. Das Militärgouvernement, das sich bis dahin für Marktangelegenheiten nicht zuständig gefühlt hatte, griff ein und es kam zu zahlreichen Verhaftungen. Aus Empörung darüber warfen Demonstranten dem Befehlshaber des Gardekorps, Prinz Wilhelm von Preußen, die Fenster in seinem Palais am Opernplatz/ Unter den Linden ein.