Karte 1763

9. November 1763: Türkische Gesandtschaft in Berlin belastet königliche Schatulle - Verhandlungsergebnis trotz 1 Million Taler gleich Null

Collage Der Einzug des Türckischen Gesandten Achmet Effendi zu Berlin, d.9.Nov.1763 1791 trifft abermals eine türkische Gesandschaft in Berlin ein Türke mit Berliner Gassenjunge Friedrich II. von Preußen Prospect von Offen sambt der kayserl Attaque (Beschießung des 1686 von den Türken besetzten Budapest)

Wie man weiß ist das Verhältnis Brandenburg-Preußens zum Osmanischen Reich von Höhen und Tiefen, von Pro und Kontra geprägt und mehr als jedes andere von den Launen der Großmächte abhängig. Obgleich sich der Große Kurfürst zunächst den Türken und Krimtartaren genähert hatte, entschied er sich dann doch für deren Gegner und vertrieb die Osmanen erfolgreich aus Budapest. Erfolglos blieb der Versuch des Soldatenkönigs, Bündnisse mit dem Sultan und dem Großwesir abzuschließen. Ähnlich erging es Friedrich II., der je nach Kriegssituation sich wünschte, die Tartaren und Türken mögen seinen Hauptgegner Österreich oder Russland angreifen, aber schließlich dankbar das Bündnis mit Russland unter Peter III. einging, der seinerseits eine Erklärung abgab, im Falle eines türkischen Überfalls nicht einzugreifen.

So günstig hatten die Sterne für Istanbul und Berlin noch nie gestanden. Ein Bündnisvertrag rückte in greifbare Nähe. Aber da kommt Katharina die Große an die Macht. In dieser Situation meldet Friedrichs Sonderbeauftragter in Istanbul, Karl Adolf von Rexin, alias Gottfried Fabian Haude, dass eine türkische Gesandschaft nach Berlin unterwegs sei. Dem König, der bereits ohne Erfolg 1 Million Taler in die Entwicklung der preußisch-türkischen Beziehungen investiert hat, kommt der Besuch äußerst ungelegen. Ein türkisches Bündnis wäre im Augenblick ohne Nutzen und eine Delegation aus Istanbul würde weitere unkalkulierbare Kosten verursachen. Da Rexin keine Anstalten macht, die Reise zu verhindern, trifft der türkische Gesandte Ahmed Resmi Efendi am 9. November 1763 mit 73-köpfigem Gefolge zum Leidwesen des Königs in Berlin ein.

Die Haude-Spenersche Zeitung berichtet, dass Resmi Efendi zunächst im Gut Weißensee ausharren musste, bis in der preußischen Residenz alles gerichtet war:

Hiernächst hat er Sich mit Spatzierengehen in den dasigen Gärten divertiret, und ... auf einem Stuhle zu oftermalen gesessen, und unter widerholter Janitscharen-Music denen Anwesenden Coffee präsentieren lassen. Hiernächst sind hochgemeldeter Herr Gesandter den 9ten dieses Monahts Morgens um 10 Uhr, nachdem Sie öffentlich gespeiset, in fünf Kutschen mit 6 Pferden bespannet mit Ihrer ganzen Suite ... über die lange Brücke, dem Königl. Schlosse und der Schloß-Freyheit vorbey, unter den Linden durch die Wilhelmstrasse, bis nach dem ehemaligen Vernezoberschen Palais, Ihren prächtigen Einzug gehalten.

Neben allerlei Unterhaltung werden dem Gesandten zu Ehren Silvester 1763 in der Akademie der Wissenschaften erstaunliche chemische Experimente, eine Luftpumpe, eine Elektrisiermaschine und das Naturalienkabinett vorgeführt. Da sich die Verhandlungen hinziehen, verschlingt Ahmed Resmi Efendi mit seinem Gefolge Unsummen, was den König zu einem verzweifelten Ausruf veranlasst

„Er frisst mir die Haare vom Kopf“.

Erst nach fast einem halben Jahr verlassen der türkische Gesandte und sein Gefolge am 2.Mai 1764 Berlin. Der Vertrag über ein Defensiv-Bündnis wird in Istanbul zunächst auf Eis gelegt. Als dann das türkische Interesse angesichts schwerer Verwicklungen mit Russland wieder erwacht, hat Friedrich II. nur eine Antwort: „Zu spät“.