Karte 1763
König Friedrich Wilhelm I. zu Pferde

1726    Preußischer Drill und grausame Militärstrafen als Voraussetzung einer formidablen Armee

In rascher Folge verabschiedet Friedrich Wilhelm I. bis zum Jahr 1726 mehrere Militärreglements, die Leben und Dienst der Soldaten auf das strengste und penibelste regeln. Ausbildung und Drill sind hart und grausam. Geringste Verstöße werden hart geahndet. In den Stock spannen, Reiten auf dem scharfen Esel, Krummschließen und Arrest sind Strafen, die der Soldat schon aus dem Zivilleben kennt. Nicht vorschriftsmäßige Montur oder Frisur haben Prügel zur Folge. Neu ist das Spießrutenlaufen, womit Räsonieren, Trunkenheit, Prügelei und Glücksspiele bestraft werden. Mängel an Montur oder Frisur haben Prügel zur Folge. Räsonieren, Trunkenheit und Glücksspiele werden mit Spießrutenlaufen bestraft, Angriff gegen den Vorgesetzten oder Desertation mit Erschießen oder Hängen. Die Todesstrafen werden nicht immer vollzogen. Zu kostbar ist das Leben des Soldaten. Die Ausbildung der Armee erfolgt nach modernsten Regeln des Kriegshandwerks. Lehr-, Exerzier- und Drillmeister ist General Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, genannt der " Alte Dessauer". Er führt den Gleichschritt und den eisernen Ladestock in der preußischen Armee ein. Friedrich II. berichtet aus eigener Anschauung .

„Der Fürst von Anhalt, der das Kriegshandwerk gründlich verstand, hatte bemerkt, daß die Gewehre nicht ausgiebig genug gebraucht wurden. Er führte eiserne Ladestöcke ein und brachte den Soldaten eine unglaubliche Feuergeschwindigkeit bei. Von 1733 an schoß das erste Glied mit aufgeplanztem Bajonett. Das Exerzieren spielte sich nun folgendermaßen ab. Zunächst wurden die Griffe geübt. Dann wurde zugweise und divisionsweise gefeuert. Dann wurde unter langsamem Vorrücken in gleicher Weise gefeuert, ebenso im Zurückgehen. Danach wurden zwei Karrees formiert, ein vor dem Feind unausführbares Manöver. Den Schluß bildete ein ganz unnützes Heckenfeuer. Immerhin wurden alle Übungen im Bataillon schon mit der Präzision eines tadellosen Uhrwerks ausgeführt.“

Vom Leitbild eines Offiziers hat der Soldatenkönig eine genaue Vorstellung:

„Um folgende Eigenschaften hat der Offizier sich zu bemühen: Gottesfurcht, Klugheit, Herzhaftigkeit, Verachtung des Todes, Nüchternheit, Wachsamkeit, Geduld, innerliches Vergnügen und Zufriedenheit mit sich selber, unveränderliche Treue gegen seinen Herren, Gehorsam und Respekt gegen die Vorgesetzten, Aufmerksamkeit. Er soll danach trachten, sich Falkenaugen und leise Ohren zuzulegen, auch nichts zu vergessen, was man einmal gesehen und gehört.

Er braucht Feindschaft und Hass gegen die Weichheit und schnöden Listen, aber Begierde, Ruhm und Ehre zu erlangen. Er darf kein Räsoneur sein, muss seinen Dienst und seine Schuldigkeit ohne Fehler verrichten, muss Wissenschaften besitzen oder sich bestreben, deren zu erlangen. Fähnrich und Feldmarschall stehen als des Königs Offiziere in der Ehre völlig gleich.

In seiner Doppelrolle als Offizier und Grundherr wird aus dem Landadligen jener preußische Junker, der die preußische Armee und Preußen bis zu ihrem Ende prägt.

Militärstrafen Anfang des 18.Jahrhunderts

Wie ein ehrlicher Mann und wie ein Schurke Prügel empfängt

Leopold I. Fürst von Anhalt-Dessau

Die Militärstrafe Gassenlaufen