Karte 1763
Friedrich Wilhelm I. von Preußen Friedrich II. von Preußen

1753    Das Mammutprojekt der Trockenlegung des Oderbruchs ist eine Erfolgsgeschichte: Für Kosten von 600.000 entstehen 33 neue Dörfer

Immer noch und zumal nach zwei Kriegen leidet Preußen unter einer zu geringen Bevölkerung. Schon 1740 hatte Friedrich konstatiert:

Darüber gibt’s nur eine Meinung, dass die Stärke eines Staates nicht in der Ausdehnung seiner Grenzen, sondern in seiner Einwohnerzahl beruht. ... Darum liegt es im Interesse eines Herrschers, die Bevölkerungszahl zu heben.

Die Trockenlegung des Oderbruchs gehört zum Vermächtnis des Vaters, Friedrich Wilhelms I. , dem dieses Unternehmen zu kostspielig war. Sein Sohn, Friedrich II.bewältigt das Mammutprojekt zwischen dem Zweiten und dem Dritten Schlesischen Krieg. Im Juli 1747 beginnen 1600 Arbeiter, darunter viele Soldaten, unter Leitung des holländischen Wasserbauers Simon Leonhard von Haarlem und nach Berechnungen des Schweizer Mathematikers Leonhard Euler mit der Begradigung und Eindeichung des Oderlaufs. Überschwemmungen und Sumpffieber, aber auch Widerstände der Einheimischen, die mit Waffengewalt bezwungen werden, behindern immer wieder die Arbeiten. Im Jahr 1753 ist das große Werk vollendet. 20,3 Kilometer neuer Flusslauf, 32.500 Hektar Land sind gewonnen, bis 1761 werden 33 neue Dörfer gegründet. Die Kolonisten, die aus Pommern, Sachsen, Schwaben, Franken, dem Vogtland, aus Polen und Böhmen und aus der gesamten Mark kommen, erhalten enorme Vergünstigungen und Steuererleichterungen. Im Vertrag des Königs mit den Siedlern von Wuschewier im Oderbruch heißt es:

“Wegen dieses von dem Annehmer selbst zu errichtenden Baues und der rohdung werden demselben Acht Frey Jahre dergestalt bewilligt, daß er bis den letzten Juni 1765 von dieser Nutzung nichts entrichten dürfe. Hiernächst soll er dem Amte Friedland jährlich 15 Handdienste thun, mit der sense oder nach Verlangen des Amts mit der harcke bey der heu oder getreyde Ernte, oder wozu er sonst noch der wahl des Amts bey den feldern garten und Ackerbau, bestellet wird, bey seiner eigenen Kost und Geträncke, mit seinen eigenen Geräthe fleißig und getreulich, zu dem Ende er sich mit der Sonnen Aufgang zu den ihr angewiesenen Orth verfüget und beym Untergang der Sonnen davon wieder abgehet, dabei ihm zu Mittag Eßen eine Stunde Zeit gegeben wird, außer dem aber bey der Sense zum Frühstück eine halbe Stunde und zum Abendbrod eine halbe Stunde.“

Die neuen Siedler müssen weniger als ein Zehntel der üblichen Dienste leisten. Dennoch ist der Anfang hart, wie es in einem Spruch jener Zeit heisst:

“Die erste Generation arbeitet sich tot, die zweite leidet Not, die dritte findet ihr Brot.“

Bis 1786 machen 300.000 Kolonisten in 50 Dörfern das trockengelegte Oder-, Warthe und Netzebruch zu ihrer neuen Heimat. Mit diesen Maßnahmen wächst auch die Zahl der nicht abhängigen Bauern.

“Hier habe ich im Frieden eine Provinz erobert,“

lautet der abschließende Kommentar des Königs.

Denkmal Friedrichs II. in Letschin/Oderbruch

Friedrich II. auf einer Besichtigungsreise

Der König überall

Friedrich der Große besichtigt die Kolonie im Rhinluch

Schul- und Bethaus von Wuschewier/Oderbruch