Karte 1922

Johann Gottfried Piefke

geboren9.9.1815 in Schwerin

gestorben25.1.1884 in Frankfurt (Oder)

Militärmusiker

Johann Gottfried Piefke wurde als Sohn von Dorothea und Johann Piefke in Schwerin (Warthe) geboren. Bald darauf übersiedelte die Familie nach Zielenzig, wo sein Vater als Organist und Stadtmusikus tätig war. Von 1835 bis 1838 leistete Piefke seinen Militärdienst als Hoboist in der Militärkapelle des Leibgrenadier-Regimentes Nr. 8 in Frankfurt/Oder. Anschliessend ging er nach Berlin, um dort bis 1843 an der Hochschule für Musik zu studieren. Er kehrte als Stabshoboist (Musikmeister) zu seinem Frankfurter Regiment zurück, das allerdings 1852 samt Piefke nach Berlin verlegt wurde. 1859 wurde ihm der Titel "Königlicher Musikmeister" verliehen, 1860 erfolgte die Rückversetzung nach Frankfurt. Bekannt wurde Piefke im April 1864 während des deutsch-dänischen Krieges. Dort dirigierte er während der Erstürmung der Düppeler Schanzen mit dem Säbel in der Hand ein aus den Kapellen des 8., 18., 35. und 60. Infanterie-Regimentes zusammengesetztes Musikkorps, das den Yorckschen Marsch spielte. Die musikalische Beschallung während eines Angriffs soll äusserst motivierend gewirkt und maßgeblich mit zum Sieg von Österreich-Preußen beigetragen haben, hat sich aber in der Tradition der Kriegsführung nicht erhalten können. Zur Anerkennung seiner Leistungen wurde Piefke 1865 der eigens für ihn geschaffene Titel "Director der gesamten Musikchöre der III. Armeekorps" verliehen. Als am 31. Juli 1866 zum Abschluss des preußisch-österreichischen Krieges vor den Toren Wiens eine große Parade mit dem III., IV. und Teilen des II. Armeekorps vor König Wilhelm I. stattfand, bei dem neben Gottfried Piefke auch sein Bruder Rudolf (1835-1900) ein Musikkorps dirigierte, zeigte sich, wie populär die Musikerfamilie bereits war. Die herbeieilenden Wiener riefen nämlich "Die Piefkes kommen!", und der Ruf wurde zum Synonym für die 50.000 paradierenden Preußen und in der Folgezeit für alle Deutschen nördlich des Mains, die von den Österreichern bis heute als "Piefkes" bezeichnet werden. Gottfried Piefke nahm auch am deutsch-französischen Krieg militärisch-musikalisch teil, erkrankte jedoch bei der Belagerung von Metz so schwer, dass er sich erst Ende des Jahres 1871 wieder erholte. Von nun an lebte er ganz in Frankfurt/Oder, wo er sich wieder mehr der klassischen Musik zuwandte und viele Konzerte gab. Er hat ausserdem etwa 60 Märsche selbst komponiert, so den Düppeler-Schanzen-Sturmmarsch, den Alexandrinenmarsch, den Königgrätzer Marsch und das berühmte „Preußens Gloria“, der sich allerdings in der Armee erst sehr spät (um 1910) durchgesetzt hat, obwohl er im Leib-Grenadier-Regiment Nr. 8 häufig gespielt wurde. Gottfried Piefke starb 1884 und wurde in Frankfurt/Oder auf dem Alten Friedhof (heute: Kleistpark) mit allen militärisch-musikalischen Ehren und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt.