Karte 1922

20. Juli 1932: Die preußische Regierung wird von der rechtskonservativen Regierung abgesetzt

Collage  S.M. Adolf - Ich führe Euch herrlichen Pleiten entgegen! Franz von Papen Zuspitzung des politischen Machtkampfes Krieg und Leichen - die letzte Hoffnung der Reichen Altes oder Neues Preußen Altes oder Neues Preußen Altes oder Neues Preußen Altes oder Neues Preußen HörstückImmer wieder haben Konservative, Monarchisten und zuletzt sogar offen der Hohenzollern-Kronprinz eine Beseitigung der „republikanischen Festung Preußen“, dieses „marxistischen Spuks“, gefordert. Am 17. Juli liefern sich in Altona, das zu Preußen gehört, KPD-Anhänger und Nazis ein brutale Straßenschlacht mit zahlreichen Toten und Verletzten. Den “Altonaer Blutsonntag“ nutzt die ultrarechte Reichsregierung unter Reichskanzler Franz von Papen zum entscheidenden Schlag. Nun ist es so weit. Drei Tage später, am 20. Juli 1932 wird die SPD-geführte Regierung mit einer Vollmacht des Reichspräsidenten Hindenburg für abgesetzt erklärt. Von Papen macht sich selbst zum Reichskommissar für Preußen“. Die Ausrufung des Ausnahmezustandes und die Alarmierung der Reichswehr sollen verhindern, dass die SPD und die Gewerkschaften Widerstand gegen den Staatsstreich und offenen Verfassungsbruch organisieren.


RealVideo: Otto BraunAls dem krank im Bett liegenden Ministerpräsidenten Otto Braun Papens Schreiben, dass er abgesetzt sei, in seine Zehlendorfer Wohnung zugestellt wird, überlegt Braun noch, ob er zu seinem Amtssitz fahren sollte, um sich dort verhaften zu lassen. Er bleibt dann doch lieber zu Hause. Später werden Braun und seine Minister gegeißelt und als „Bürokraten der Politik“, die dem kalten Staatsstreich nichts entgegenzusetzen hatten als „Erschöpfung, Müdigkeit und wohlerworbene Pensionsansprüche“. Aber gerade Otto Braun hatte öfter und aktiver als andere Ministerpräsidenten den Naziterror gegeißelt und bekämpft.

Franz von Papen zur Absetzung der StaatsregierungDie gesamte preußische SPD bleibt passiv. Innenminister Severing zum Beispiel hält sich nicht für berechtigt, „auf Kosten meiner Polizeibeamten tapfer zu sein“. Vielmehr hätten die Sozialdemokraten aus dem abschreckenden Beispiel der Russischen Revolution und aus ihren eigenen Erfahrungen in den Jahren 1919 und 1920 die Lehre gezogen, ihre Politik an den Prinzipien Legalität, Humanität und Gewaltlosigkeit auszurichten.

Durch die Absetzung der preußischen Regierung, in die Hitler vorher eingeweiht war, erhält die an die Macht strebende NSDAP gewaltigen Auftrieb. Die Sozialdemokratie hatte auf ihre letzte Machtbastion im Weimarer Staat kampflos verzichtet. Die NSDAP-Zeitung „Völkischer Beobachter“ vom 21. Juli 1932 beklatscht die Ereignisse in Preußen als „Liquidierung der Novemberherrschaft!“ und kommentiert mit Blick auf das Reich: „Der Anfang ist gemacht, wir werden es zu Ende führen.“