Karte 1922

Albrecht Theodor Emil von Roon

geboren30.4.1803 in Pleushagen/Pommern

gestorben23.2.1879 in Berlin

Offizier

1859 bis 1873 Preußischer Kriegsminister

Albrecht Theodor Emil von Roon wurde am 30. April 1803 in Pleushagen bei Kolberg als Sohn eines preußischen Junkers und Rittergutbesitzers, der in jungen Jahren ebenfalls als Offizier in der preußischen Armee diente, geboren. Die Wurzeln der Familie von Roon gehen auf eine französische Emigrantenfamilie zurück.
Wie es in den Kreisen der preußischen Junker üblich war, wurde auch Albrecht in den Heeresdienst geschickt, wozu er ab 1816 die Kadettenanstalt von Kulm besuchte. Dort zeichnete er sich durch besonderen Fleiß und Eifer aus und es folgte die Versetzung an die Hauptkadettenanstalt zu Berlin und die Beförderung zum Secondeleutnant im Jahre 1821. Noch gleichen Jahres stellte man ihn in einem Infanterieregiment ein. Im täglichen Dienst zeichnete sich der junge Offizier durch seine intellektuellen Fähigkeiten und seine rasche Auffassungsgabe aus, was ihn befähigte schon nach drei Jahren den Sprung an die Kriegsschule zu schaffen. Ach hier machte er durch seinen Fleiß und seine umfassenden Interessen, besonders in der Geographie, auf sich aufmerksam. Nach erfolgreichem Abschluß der Ausbildung und einer einjährigen Verwendung in der Truppe erhielt er einen Auftrag als Erzieher an der berliner Kadettenanstalt, wo er dann auch, aufgrund seiner umfassenden Kenntnisse, Geographie lehrte. 1822 erschien Roons erste öffentliche Publikation zu diesem Thema, die sich 40.000 Mal verkaufte. Es folgten weitere Veröffentlichungen zu vor allem militärgeographischen Themen. 1842 ging Roon wieder an die Kriegsschule, diesmal allerdings nicht als Schüler, sondern als Lehrer für Taktik und Geographie. Dem Prinzen Friedrich Karl, der zu dieser Zeit dort gerade seine militärische Ausbildung erhielt, wurde Roon dann zum militärischen Begleiter beigegeben. Erst nach dessen militärischer und universitärer Ausbildung tat Roon seit 1848 wieder in verschiedenen Stäben dienst. Entscheidend für seine weitere Laufbahn wurde seine Tätigkeit als Chef des Stabes des ersten Armeekorps, dessen Aufgabe 1848 darin bestand, die Revolution in den Ruhrprovinzen niederzuschlagen. Den Oberbefehl aller daran beteiligten Truppen führte der damalige preußische Prinz und spätere erste deutsche Kaiser Wilhelm I. Roons Posten als Stabschef brachte beide Männer zusammen und war der Beginn einer intensiven Zusammenarbeit. Nachdem Wilhelm 1858 die Regentschaft stellvertretend für seinen geistig erkrankten Bruder Friedrich Wilhelm IV. übernahm, beförderte er Roon alsbald zum Generalmajor und beauftragte ihn umgehend mit der Ausarbeitung von Plänen zur Reformierung und Umstrukturierung des Heeres. Der Zustand des Heeres entsprach damals nicht mehr den Erfordernissen, die der Monarch daran stellte. Seit den Reformen von 1814 lag das strukturelle Schwergewicht auf der milizähnlichen Landwehr und nicht auf den Linientruppen des Feldheeres. Wilhelm und Roon forderten jedoch eine Königsarmee, die sich auch offensiv für auswärtige Feldzüge und gegen innere Unruhen einsetzen ließ, wohingegen die bürgerlich geprägte Landwehr nur zur Abwehr von Invasoren sinnvoll war. Man wollte mehr monarchisch gesinnte Soldaten und weniger Bürger in Uniform. Neben seinen Truppenkommandos beschäftigte sich Roon immer auch mit der Aufgabe der Reorganisation.
Ende 1859 trat dann eine Kommission zur Heeresreformierung unter dem Vorsitz des Feldmarschalls von Wrangel zusammen, der auch Roon angehörte.
Zur Umsetzung und Durchsetzung der neuen Heeresstruktur gegenüber dem preußischen Landtag ernannte Wilhelm Roon am 5. Dezember 1859 zum preußischen Kriegsminister, obwohl Roon zu diesem Zeitpunkt der jüngste Generalleutnant der Armee war. Hierin spiegelt sich das Vertrauen und die Wertschätzung, die Wilhelm für Roon hatte. Die Pläne sahen vor, die Friedensstärke des Feldheeres von 150.000 auf 220.000 Mann aufzustocken und 49 neue Linienregimenter zu schaffen. Das Verhältnis von Linie zu Landwehr wurde grundsätzlich umgewandelt. Die aktive Dienstpflicht wurde von zwei auf drei Jahre erhöht, wogegen die Stehzeit in der Reserve und der Landwehr von 16 auf 13 Jahre gekürzt wurde. Auch sollte nun deutlich mehr Rekruten eines Jahrgangs einberufen werden als zuvor. Der roonschen Reform stellte der preußische, liberal dominierte, Landtag energischen Widerstand entgegen, was zu einem Verfassungskonflikt eskalierte, den erst Bismarck im Nachhinein lösen konnte. Mit der reformierten Armee gab Roon seinem König und dessen Generalstabschef von Moltke dasjenige Instrument an die Hand, mit dem die Siege der Einigungskriege erst möglich wurden. Nach Gründung des Norddeutschen Bundes wurde das Heer nochmals vergrößert und die Bundesstaaten in die Planungen miteinbezogen. Neben seiner Tätigkeit als preußischer Kriegsminister übernahm Roon auch noch die Ämter eines Abgeordneten des Norddeutschen Parlaments, ab 1869 des preußischen Bevollmächtigten im Bundesrat, als Marineminister und als stellvertretender Bundeskanzler. Den Höhepunkt seiner Karriere ereichte er mit dem Krieg gegen Frankreich 1870, als Roon eine Bundesheeresstärke von 1180000 Mann ins Feld stellen konnte. Im Großen Hauptquartier wohnte er den Schlachten des Krieges bei, wobei er in der Schlacht von Sedan den Verlust seines zweiten Sohnes hinnehmen mußte. Für seine Verdienste um die Armee ernannte ihn der nunmehrige Kaiser Wilhelm I. am 1. Januar 1873 zum Generalfeldmarschall. Aufgrund einer schweren Krankheit mußte Roon aber noch im gleichen Jahr seinen aktiven Dienst beenden. Zwei Tage nachdem ihn der Kaiser nochmals an seinem Krankenbett besuchte, starb Albrecht von Roon am 23. Februar 1879. Beigesetzt wurde er in der Familiengruft in Crobnitz.

Albrecht von Roon