Karte 1618

"Preußen - Chronik eines deutschen Staates"

2. Vom Königreich zur Großmacht (1713 - 1786)

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Katharina Thalbach:

"Preußen... Preußen?
Der Name will den Untertanen noch nicht so recht über die Lippen gehen.
Preußen, das Land zwischen Weichsel und Memel soll dem ganzen Hohenzollern-Staat den Namen geben? Ein ehrgeiziger Kurfürst von Brandenburg hat sich zum König krönen lassen, zum "König in Preußen". Zweifellos ein Vorgang, der in der Weltgeschichte kaum eine Fußnote wert gewesen wäre. Doch nun ist der Name in der Welt. Und die folgenden Herrscher werden dafür sorgen, dass der Begriff Preußen einen donnernden Klang bekommt."

Der Aufstieg Preußens zur europäischen Großmacht ist unmittelbar mit zwei Namen verbunden: Friedrich Wilhelm I., genannt der "Soldatenkönig" und Friedrich II., in die Geschichte eingegangen als "Friedrich der Große?" oder der "Alte Fritz". Friedrich Wilhelm I. baut Preußen zu einem Militärstaat mit einer mächtigen Armee und einer effektiven Verwaltung aus. Er ist ein Herrscher mit zwei Seiten: Despotisch, brutal und unerbittlich gegenüber seinen Untertanen, gegenüber seinem eigenen Sohn und gegenüber sich selbst, aber auch bescheiden und gerecht. Ironie der Geschichte: Im Königreich Preußen wimmelt es zwar bald von Soldaten, Drill und Gehorsam beherrschen die Umgangsformen, aber in Wahrheit ist der Soldatenkönig ein friedliebender Herrscher. In seiner Regentschaft gibt es kaum Kriege. Dafür wird der Prügelstock zum beliebtesten Erziehungsinstrument. Und: Man wäscht sich fortan mit Wasser, statt sich zu pudern. Preußen, ein ungeschminkter Staat.

Der Sohn, der als Kronprinz dem brutalen Regiment des Vaters entfliehen wollte, ist in seinem Wesen noch widersprüchlicher: ein Feingeist und ein absoluter Herrscher. Bescheiden gegen sich selbst, aufgeklärt im Denken, aber maßlos in seinem Machtstreben. Mit allen Nachbarn legt er sich an, vor allem mit Maria Theresia von Österreich, der er in zahlreichen Schlachten das begehrte Schlesien abjagt und seinem Königreich Preußen einverleibt. Friedrich II. hat seinem Volk riesige Lasten aufgebürdet, sein Königreich hätte er fast verloren. Am Ende geht der Erbauer von Schloss Sanssouci, das Freund Voltaire "Sparta des Nordens" nennt, als "Friedrich der Große" in die Geschichte ein. Preußen ist nun eine europäische Großmacht.

Mit dem "Soldatenkönig" und "Friedrich dem Großen" bekommt Preußen seine markanten biografischen Konturen.

[Manuskript zur Sendung/Druckversion]