Karte 1618
Wilhelm III von Oranien Friedrich I. von Preußen Kaiser Leopold I

4. Dezember 1700    Berliner Diplomatie arbeitet an Königskrönung

Bereits kurz nach Regierungsantritt erwirbt sich Kurfürst Friedrich III. in zwei militärischen Auseinandersetzungen Lorbeeren. Wilhelm III., Prinz von Oranien unterstützt Friedrich III. mit 9000 Soldaten. Der Oranier stürzt seinen katholischen Schwiegervater Jakob II. vom englischen Thron und wird selbst englischer König. Fast gleichzeitig entwickelt sich ein Konflikt zwischen dem König von Frankreich und dem deutschen Kaiser. Im Verein mit österreichischen und bayerischen Truppen gelingt es der brandenburgischen Armee, die Franzosen in Süd- und Westdeutschland zurückzudrängen. Friedrich selbst macht sich mit der erfolgreichen Belagerung und Beschießung von Bonn einen Namen. Obwohl Brandenburg im entscheidenden Augenblick bei Bündnissen und Aktionen eine wichtige Rolle spielt, werden seine Ansprüche beim Rijswiker Frieden 1697 gründlich ignoriert. Selbst die noch ausstehenden Subsidien einzutreiben gelingt nicht. Die Großen haben den kleinen Kurfürsten und seine Wünsche ignoriert. Eine bittere demütigende Erfahrung für Friedrich III. Dieser Arroganz will er mit seiner Rangerhöhung begegnen. Er schreibt 1699:

"In finem dass ich anders als durch annehmung der Königlichen würde sollte die Honores Regios vohr mich und meine Ministros erhalten können, darzu sehe Ich schlechte apparentz. Dan solange ich nichtes mehr als ein Churfürst bin, opponieret man Mihr allemahl."

Drei deutsche Fürsten tragen bereits europäischen Königskronen. 1654 wird ein Mitglied des Hauses Pfalz-Zweibrücken als Karl X. König von Schweden; Wilhelm von Oranien ist seit 1689 englischer König und August der Starke, Kurfürst von Sachsen, seit 1697 König von Polen.

1700 sieht Friedrich klar seine einmalige Chance in der Situation, dass Kaiser Leopold I. demnächst Hilfe beim Streit um die spanische Erbfolge benötigen wird, und, dass diese Chance so schnell nicht wieder kommt..

“Ich glaube, dass es jetzo mehr als jemahlen zeit sey, die Sache mit dem Keyser vohrzunehmen, dan derselbe ist alt und meinem Hause wegen vieler Ihm geleistete Dienste Gewogener als vielleicht der Römische König nicht sein wirdt, er hat auch meiner assistens in der Spanischen succession nöhtig,...Wan ich auch diese occasion verseume und der Keyser erlanget durch die Spanische succesion mehr Reiche und Macht, so wird er nachgehendts alle anderen Potentaten und Mich in specie nicht allein weniger achten als jetzo, Sondern auch den Anwachs meiner würde und autorität mehr hindern als früer.“

Und schließlich schildert er auch noch seinen klugen Einfall, wie er außerhalb des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation ein souveräner König werden kann, was der Kaiser im Reich niemals akzeptieren könnte.

“Wan ich die Königliche Dignitet auf meine Brandenburgsche Lande nehmen will, so bin ich kein souverainer König sondern ein Lehn König und werde ich deshalb mit dem gantzen Reich zu thun haben und bekommen, wan Ich aber wegen Preußen die Königliche Dignitet annehme, so bin ich Ein independanter König.“

Die Verhandlungen zwischen Berlin und Wien sind lang und zäh, beschleunigen sich aber, als bekannt wird, dass das Ende des spanischen Königs naht. Er stirbt am 1.November 1700. Schon am 24.November trifft das langersehnte Krontraktat in Berlin ein.Darin heißt es:

"... Als haben Ihre Kayserliche Mayestät in consideration des Churhauses Brandenburg uhralten splendoris macht und ansehens, auch von der jetzt regierenden Churfürstl. Durchl. Ihro und dem gemeinen wesen bishero geleisteten großen und considerablen diensten resoviret, eine solche woll meritirte dignität Ihrer Churfürstl. Durchl. beyzulegen: Erklähren sich auch hiemit aus Kayserl. macht und vollkommenheit, daß wan Seine Churfürstl. Durchl. hiernechst zu folge dieser von Ihrer Kayserl. Mayestät erlangter gnädigster approbation und erklährung über kurtz oder lang, zu welcher Zeit es Ihro gefallen wird, wegen Ihres Hertzogthumbs Preußen, Sich vor einen König proclamiren und cröhnen lassen, Ihre Kayserl. Mayestet ....Seiner Churfürstl. Durchl. sofort und ohne einige weitere verzögerung und Aufschub auf Ihro Deroselben davon thuende notivication in- und außer Reichs, vor einen König in Preußen ehren, würdigen und erkennen, ...."

Als Entschädigung für seine Zustimmung verspricht Friedrich dem Kaiser 8000 brandenburgische Soldaten gegen eine jährliche Miete von 100.000 Talern. Leopold I. kann nicht ahnen, dass er mit dem Krontraktat einer Konkurrenz auf den Weg hilft, die eines Tages das altehrwürdige Haus Habsburg verdrängen wird.

Bombardierung Bonns, 1698

Der Rijswiker Friede, 1697

"Ratificatio des Haubt Tractats"

"Ratificatio des Haubt Tractats", Urkunde der Ratifizierung des Krontraktats am 27.November 1700 durch Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg.