Karte 1618

11. Juli 1694: Hallische Universität wird zur Nummer Eins in Deutschland

Collage Das Rathaus zu Halle (A) und die Raths-Waage (B) in welcher zunächst die Universität untergebracht ist Christian Thomasius Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, seit 1701 Friedrich I., König in Preußen Friedrich Wilhelm I Das große Auditorium der Universität zu Halle, 1694 Das große Auditorium der Universität zu Halle, 1694 Eberhard von Danckelman, Premierminister unter Friedrich III.

Kurfürst Friedrich III. liebt es, anlässlich seiner Geburtstage, publikumswirksame Einweihungen zu feiern. Eine solche Veranstaltung findet 1694 an seinem 37.Geburtstag mit der Gründung der Universität Halle statt. Der Kurfürst ist bei der Eröffnungszeremonie persönlich anwesend und ernennt seinen sechsjährige Sohn Friedrich Wilhelm zum ersten Rektor. Noch kann keiner ahnen, dass gerade der zukünftige Soldatenkönig der wohl wissenschaftsfeindlichste preußische Regent sein wird, der alle Gelehrten „Blachscheißer“ nennt. „Universität zu Hall“ oder „Hallische Universität“ heißt die neue Einrichtung, bevor sich der Name „Academia Fridericana“ durchsetzt. Die erste freigeistige Hochschule entwickelt sich unter den Professoren Christian Thomasius und August Hermann Francke in wenigen Jahren zur Nummer Eins in Deutschland. Dem liberalen Einfluss des Ministers Eberhard von Danckelmann ist zu verdanken, dass sich die „Academia Fridericana“ zur Reformuniversität profiliert. Die Orthodoxen warnen erfolglos: „Halam tendis, aut pietista aut atheista mox reversus“ (Wer nach Halle geht, wird binnen kurzem als Pietist oder Atheist zurückkehren). Genau diese Freiheit der Lehre macht Halle für Studenten so anziehend, was sich in beträchtlichen Zahlen ausdrückt. 1500 Studenten jährlich hat keine andere deutsche Hochschule. Und Thomasius ist der erste Professor, der Vorlesungen in deutscher Sprache hält. Er ist es auch, der sich gegen die noch lange üblichen Hexenprozesse und die Anwendung der Folter im Strafrecht einsetzt.

Auch der Aufklärungsphilosoph Christian Wolff, der überall in Europa hohes Ansehen genießt, lehrt in Halle. Sein Anliegen, die Philosophie zu revolutionieren, bringt ihn in Konflikt mit den Pietisten, was 1723 zu seiner Entlassung führt. Erst Friedrich der Große holt ihn wieder nach Halle. Er ist es auch, der mit seinem Amtsantritt 1740, wie von Thomasius gefordert, die Folter abschafft.