Karte 1922
Heinrich Brüning Heinrich Brüning

Heinrich Brüning

geboren25.11.1885 in Münster

gestorben30.3.1970 in Norwich/USA

Volkswirt, Jurist

Zentrum

9.10.1931 bis 30.5.1932 Reichskanzler

Heinrich Brüning wurde 1885 als Sohn eines Kaufmanns im katholischen Münster geboren. Er studierte in Straßburg Geschichte, Philosophie, Germanistik und Staatswissenschaften, in denen er 1915 promoviert wurde. Obwohl ursprünglich ausgemustert, meldete er sich bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs freiwillig. Nach Kriegsende lehnte er ein Angebot für eine akademische Laufbahn ab, da seine patriotische Gesinnung ihn zu einer öffentlichen Tätigkeit drängte. Zuerst arbeitete er im preußischen Wohlfahrtsministerium als Referent des Ministers Adam Stegerwald von der Zentrumspartei. Dieser war gleichzeitig Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes und machte Brüning zum hauptamtlichen Geschäftsführer desselben. Stegerwald war es auch, der Brüning 1924 zur Annahme eines Reichstagsmandats für das Zentrum überredete, wo er sich als finanz- und steuerpolitischer Sprecher hervortat. Im Dezember 1929 wurde er Fraktionsvorsitzender.

Nach dem Scheitern der großen Koalition unter Hermann Müller ernannte Reichspräsident von Hindenburg Brüning am 30. März 1930 zum Reichskanzler. Brünings Plan war, durch eine rigorose Sparpolitik, die eine Verelendung der arbeitslosen Massen in Kauf nahm, einerseits die leere Staatskasse zu sanieren und die Wirtschaft gesund zu schrumpfen, andererseits die Siegermächte von der Zahlungsunfähigkeit des Deutschen Reiches zu überzeugen und so einen Erlass der Reparationen zu erreichen. Der dann auf die „Reinigungskrise“ folgende Aufschwung sollte schließlich den radikalen Parteien den Wind aus den Segeln nehmen. Das Kalkül ging nicht auf, weil auf der einen Seite der Druck durch das wachsende Elend immer größer wurde, und auf der anderen Seite Hindenburg unter dem Einfluss der Kamarilla um v. Schleicher dem Kanzler sein Vertrauen entzog, weil er den Mangel an Popularität von Brünings Politik ebenso missbilligte wie dessen Weigerung, entgegen seinem eisernen Sparkurs die ostelbische Landwirtschaft zu unterstützen. Außerdem hatte Brüning keinen Willen gezeigt, gegen die demokratische Regierung in Preußen vorzugehen. Er wurde am 29. Mai 1932 entlassen. Nach der Macht„ergreifung“ durch die Nazis wurde er Parteivorsitzender. Unter seiner Leitung stimmte das Zentrum dem Ermächtigungsgesetz zu und beschloss seine Selbstauflösung.

Brüning ging 1934 ins Exil nach Amerika, wo er in Harvard Staatswissenschaften lehrte. Nach dem Krieg lebte er von 1948 bis 1955 noch einmal in Deutschland und lehrte Politische Wissenschaften in Bonn. Da er aber dort nicht mehr heimisch wurde, ging er zurück in die USA. Er starb 1970 in Norwich/Vermont.

Heinrich Brüning