Karte 1922

Kurt von Schleicher

geboren7.4.1882 in Brandenburg/Havel

gestorben30.6.1934 in Neubabelsberg

Offizier

3.12.1932 bis 28.1.1933 Reichskanzler

Kurt von Schleicher wurde 1882 in Brandenburg als Sohn eines Leutnants und einer Reederstochter in ein eher bürgerliches Elternhaus geboren. Er trat ins Kadettenkorps ein, wo er unter anderem Oskar von Hindenburg, den Sohn des späteren Reichspräsidenten kennen lernte. Im Ersten Weltkrieg diente er im großen Generalstab, erst unter seinem späteren Weggefährten Groener, dann auch unter Erich Ludendorff. Bei Kriegende unterstützte er das Bündnis zwischen Armeeführung und Sozialdemokratie, z. B rettete er Friedrich Ebert und Otto Wels aus dem Händen aufständischer Matrosen. 1919 wurde er ins Truppenamt versetzt, in dem er selbst als Reichswehrminister an die Spitze des Ministeriums trat. Dann hatte er verschiedene Stellungen inne, ab 1929 die des Staatssekretärs. Dabei stützte er die Republik, etwa als er im Krisenjahr1923 den Chef der Heeresleitung von Seeckt davon überzeugte, die ihm übertragene vollziehende Gewalt wieder an zivile Stellen zurückzugeben. Dennoch hing sein Herz nicht an der Weimarer Republik, der er eine autoritärere Staatsform vorgezogen hätte.

Nachdem 1930 die letzte parlamentarische Regierung am Ende war, wurde Schleicher zum einflussreichsten Mann an der Reichsspitze. Er genoss das Vertrauen Hindenburgs, zumal er über dessen Sohn Oskar auch persönlichen Einfluss auf ihn hatte. So wurden die Kabinette Brüning und Papen, in welchem er selber Reichswehrministerwurde, auf seine Veranlassung hin gebildet. Als er keine andere Wahl mehr sah, seine Vorstellungen durchzusetzen, als selbst Reichskanzler zu werden, scheiterte der „soziale General“ mit seinem Versuch, quer durch alle Parteien eine soziale Achse zu konstruieren und so wieder eine parlamentarische Mehrheit zu gewinnen. Als letztes Mittel forderte er vom Reichspräsidenten die Verhaftung der Spitzen von NSDAP und KPD, der dies jedoch verweigerte. Statt dessen wurde er, der jahrelang die Fäden gezogen hatte, Opfer einer Intrige: Hindenburg und von Papen vereinbarten seine Absetzung, Hitler wurde zum Reichskanzler ernannt. Als die Nazis am 30.06.1934 in der „Nacht der langen Messer“ eine interne Säuberung durchführten, wurde auch der ihnen suspekte Schleicher ermordet.

Kurt von Schleicher