Karte 1922

Adam Stegerwald

geboren14.12.1874 in Greußenheim bei Würzburg

gestorben3.12.1945 in Würzburg

Zentrum

1930 bis 1933 Reichsarbeitsminister, preußischer Ministerpräsident (Februar bis September 1921)

Adam Stegerwald wurde 1874 als Sohn eines Landwirts in Geußenheim bei Würzburg geboren. Nach der Volksschule absolvierte er eine Schreinerlehre und schloss sich zuerst einem katholischen Gesellenverein, dann dem Zentrum an. Er entwickelte bald sein gewerkschaftspolitisches Ziel, die Zusammenarbeit von katholischen und protestantischen Arbeitnehmern in einer einzigen christlichen Gewerkschaft zu bewerkstelligen und gründete zu diesem Zweck 1899 den „Zentralverband christlicher Holzarbeiter“. Er stieß auf den heftigen Widerstand der katholischen Hierarchie, die mit Verweis auf die Erfahrungen der Kulturkampfära jede Zusammenarbeit mit den protestantischen Verbänden sowie den Streik als legitimes Mittel des Arbeitskampfes ablehnte und ihm sogar mit dem Kirchenbann drohte. 1901-05 besuchte Stegerwald in Köln und München Vorlesungen über Ökonomie und Staatsrecht, um sich das für seine Gewerkschaftstätigkeit erforderliche theoretische Rüstzeug anzueignen. 1903 wurde er Vorsitzender des Generalsekretariats der christlichen Gewerkschaften. Im Ersten Weltkrieg wurde er in das Reichsernährungsamt gerufen. 1917 er erhielt er als erster und letzter Arbeitnehmervertreter einen Sitz im preußischen Herrenhaus. 1919 wurde er preußischer Wohlfahrtsminister und gründete als Gegengewicht zum Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund den christlichen Deutschen (Demokratischen) Gewerkschaftsbund, dem er bis 1929 vorsaß. Nachdem Stegerwald 1921 für einige Monate preußischer Ministerpräsident gewesen war, wendete er sich wieder verstärkt der Gewerkschaftsarbeit zu, bis er 1929 von Hermann Müller auf den Posten des Verkehrsministers berufen wurde. Von 1930-33 gehörte er dann als Arbeitsminister dem Kabinett seines Parteifreundes Heinrich Brüning an. Nach der „Machtergreifung“ versuchte er erfolglos, Hitlers Politik gegenüber den Gewerkschaften zu beeinflussen, bevor er nach der „Nacht der langen Messer“ endgültig zur Untätigkeit verdammt war. 1944 brachten ihm seine Kontakte zum Widerstand zwei Monate Gefängnis ein. Nach Kriegsende wurde er Regierungspräsident des Bezirks Unterfranken, starb dann aber bereits im Dezember 1945. Seine Idee einer überkonfessionellen christlichen Volkspartei wurde dann bald in Gestalt der CDU verwirklicht.

Adam Stegerwald