Karte 1922
Ausland
PreußenWirtschaft/IndustrieKultur/Wissenschaft

1918   9. November

Philipp Scheidemann
Einstellung des Telephon- und Telegraphenverkehrs sowie des Eisenbahnverkehrs von und nach Berlin; öffentliche Gebäude, Verkehrseinrichtungen und Rüstungsbetriebe werden vom Militär besetzt. Max von Baden verkündet eigenmächtig die Abdankung Wilhelms II. und überträgt sein Amt des Reichskanzlers auf Friedrich Ebert ( SPD). Ausrufung der demokratischen Republik durch Philipp Scheidemann (SPD) und der freien sozialistischen Räterepublik durch Karl Liebknecht wenige Stunden später. Wilhelm II. begibt sich ins Exil in die Niederlande. Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten im gesamten Reich. Die drei Sozialdemokraten Friedrich Ebert, Otto Landsberg und Philipp Scheidemann sowie die drei Unabhängigen Hugo Haase, Emil Barth und Wilhelm Dittmann bilden den Rat der Volksbeauftragten.

1918   NovemberNovemberrevolution

Meuterei unter Matrosen der Hochseeflotte in Wilhelmshaven angesichts der geplanten Großoffensive der Flotte. Matrosenaufstand in Kiel. Aufhebung des Versammlungsverbots und der Zensur. In Kiel übernehmen Arbeiter- und Soldatenräte die Macht. Der Aufstand breitet sich auf andere Städte aus. In Hamburg rufen Soldaten und Arbeiter den Generalstreik aus. Revolution in München: Kurt Eisner ( USPD) ruft die Volksrepublik Bayern aus; Flucht des bayerischen Königs Ludwig III. Unter Matthias Erzberger (Zentrum) beginnen in Compiègne bei Paris Waffenstillstandsverhandlungen.

1918

Max Prinz von Baden
Der amerikanische Präsident Woodrow Wilson legt ein 14-Punkte-Programm vor, das in seinen Grundzügen die Friedensordnung nach 1918 beschreibt. Die Reichsregierung lehnt das Programm ab. Abbruch der Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk. Deutsche Truppen besetzen Kiew und setzen eine antibolschewistische Regierung ein. An der Westfront beginnt die erneute deutsche Offensive zunächst mit Erfolgen. Beginn der alliierten Gegenoffensive drängt die Deutschen an der Westfront zurück und leitet die militärische Wende ein. Die OHL bezeichnet in einer Besprechung mit Wilhelm II. und Karl I. die Fortführung des Krieges als "aussichtslos". Der Rückzug deutscher Truppen beginnt auf breiter Front. Überraschend fordert die OHL sofortige Waffenstillstandsverhandlungen, den Rücktritt des Reichskanzlers Georg Graf von Hertling sowie die Einsetzung einer parlamentarischen Regierung. Wilhelm II. verspricht die Einführung des parlamentarischen Systems im Deutschen Reich und ernennt den als liberal geltenden Prinz Max von Baden zum Reichskanzler. Auf die Forderung Wilsons nach einer militärischen Kapitulation reagiert Paul von Hindenburg mit einem Armeebefehl, der die Truppe zum "Widerstand mit äußersten Kräften" auffordert. Waffenstillstand zwischen Österreich-Ungarn und den Alliierten. Thronverzicht Kaiser Karls I. und Verkündung der österreichischen Republik.

1918

Abschluß des Waffenstillstands. Die besetzten Gebiete in Frankreich, Belgien, Luxemburg müssen wie Elsaß-Lothringen in 15 Tagen geräumt sein. Die Verträge von Brest-Litowsk und Bukarest werden annulliert. U-Boote sowie andere Waffen und Munition sind auszuliefern.

1918   Dezember

In Posen wird ein polnischer Volksrat gegründet. Polnische Aufstände in Posen, polnische Truppen besetzen Gnesen, Teile des Regierungsbezirks Bromberg und Teile von Westpreußen.

1918

Georg Grosz
Otto Hahn findet zusammen mit Lise Meitner das Protactinium (Muttersubstanz des Actiniums); Max Planck erhält den Physik- Nobelpreis für seine Forschungen in der Quantenphysik. Fritz Haber erhält den Chemie-Nobelpreis für die Entwicklung eines Verfahrens zur Synthese von Ammoniak und Stickstoff. "Monstre-Abend" des "Club dada" in der Neuen Secession, veranstaltet von Richard Huelsenbeck, Raoul Hausmann, George Grosz, Franz Jung, John Heartfield.

1918

Paul Hirsch
In Preußen werden sämtliche Orden und Titel abgeschafft. Regierung Paul Hirsch (SPD) und Heinrich Ströbel (USPD) in Preußen; mit der Auflösung des preußischen Abgeordnetenhauses und der Aufhebung des Herrenhauses wird die Demokratisierung in Preußen eingeleitet.

1918

Otto Wels
Wegen ausstehender Soldzahlungen besetzen Matrosen der Volksmarinedivision das Berliner Schloß und nehmen den Stadtkommandanten Otto Wels ( SPD) als Geisel. Das Garde-Schützenregiment im Auftrag Friedrich Eberts greift die Matrosen an. Es kommt zu Verhandlungen zwischen Regierung und Volksmarinedivision.

1918

Zur Kontrolle der Revolutionsregierung bilden die Räte in Berlin einen Vollzugsrat. Der Rat der Volksbeauftragten verkündet sein Regierungsprogamm. Es sieht u.a. die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts in Preußen und die Einführung des Frauenwahlrechts vor.

1918

Rosa Luxemburg
Gründung der Organisation "Stahlhelm - Bund der Fontsoldaten" als Zusammenschluß von Soldaten des Weltkriegs zur Abwehr der Novemberrevolution. Die Deutsche Vaterlandspartei löst sich auf. Ihre Führer schließen sich der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) an. Spartakusbund und Bremer Linksradikale gründen in Berlin die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Gegen den Willen von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg beschließt die KPD einen Boykott der Wahlen zur Nationalversammlung.

1919   1. FebruarAdenauer plant Rheinrepublik

Konrad Adenauer
Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer will die Gründung einer selbständigen "Westdeutschen Republik" vorantreiben und lädt führende Politiker zu einer Besprechung über eine Trennung des Rheinlands vom Reich ein.

1919   15. Januar

Gustav Noske
Spartakusaufstand in Berlin. Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) läßt als Oberbefehlshaber aller Truppen in Berlin den Aufstand niederschlagen. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht werden von rechtsgerichteten Freikorpskämpfern ermordet; die sechs preußischen USPD-Minister legen ihre Ämter nieder.

1919

Friedrich Ebert
Wahl zur Verfassungsgebenden Nationalversammlung. Eröffnung der Nationalversammlung, die wegen der politisch unsicheren Lage in Berlin ihren Tagungsort nach Weimar verlegt. "Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt", mit der die Nationalversammlung die Legislative, der Reichspräsident soll die "Geschäfte des Reiches" führen, der Staatenausschuß als Vertretung der Einzelstaaten fungieren. Die Nationalversammlung wählt Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten, der Philipp Scheidemann mit der Regierungsbildung beauftragt. Die Regierung wird von den Parteien der "Weimarer Koalition" gebildet: der SPD, der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und des Zentrums.

1919

Paul Hirsch
Wahlen zur verfassungsgebenden preußischen Landesversammlung; Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts und Einführung des Wahlrechts für Frauen. Hugo Preuß entwirft die Verfassung der Weimarer Republik; Paul Hirsch bildet nach den Wahlen zur preußischen Landesversammlung das erste reguläre Kabinett auf der Grundlage einer Weimarer Koalition aus SPD, DDP und Zentrum.

1919

Erich Ludendorff
Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff nehmen vor dem Untersuchungsausschuß des Reichstags über die Friedensmöglichkeiten im Ersten Weltkrieg Stellung. Hindenburgs Aussage, die deutsche Armee sei nicht besiegt, sondern von hinten "erdolcht" worden, begründet die Dolchstoßlegende.