Karte 1866
Ernst Moritz Arndt Ernst Moritz Arndt Ernst Moritz Arndt

Ernst Moritz Arndt

geboren26.12.1769 in Schoritz/Rügen

gestorben29.1.1860 in Bonn

Schriftsteller

Professor und Rektor der Universität Bonn

Ernst Moritz Arndt wurde am 26.12.1769 in Schoritz auf Rügen geboren. Sein Vater war ein Leibeigener gewesen, dann aber zu einem Gutspächter aufgestiegen. Dank unbekannter Wohltäter, die Arndts Begabung erkannt hatten, konnte er die Gelehrtenschule in Stralsund besuchen. Dann studierte er 1789-94 Theologie, Geschichte, Erd- und Völkerkunde, Sprachen und Naturwissenschaft in Greifswald und Jena. Sein ursprüngliches Vorhaben, Pfarrer zu werden, verwirklichte er nicht und wurde zunächst Hauslehrer. 1798-99 unternahm er eine Bildungsreise, ein Jahr darauf wurde er Privatdozent an der Universität Greifswald und 1805 außerordentlicher Professor. Er las hier Geschichte. Als Geschichtswerk war auch sein „Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft in Pommern und Rügen“ konzipiert. Zugleich war es eine Anklage gegen die Leibeigenschaft, und tatsächlich trug sie zu deren Aufhebung einige Jahre später bei. Arndts historisches und politisches Denken kreiste um die Idee des Volkes. Dem Wesen eines Volkes entsprach ein bestimmtes Rechtssystem und eine natürliche Verfassung. In dem ersten Band von „Geist der Zeit“ (1806-1818) assoziiert er die Deutschen bzw. die germanischen Völker – Arndts Heimat gehörte bis 1815 zu Schweden, so dass er Skandinavien immer nahe stand – mit einer in der Schweiz und Holland verwirklichten Uridee der Volksfreiheit, der er einen französisch-romanischen rationalistischen Despotismus, verkörpert in Napoleon, gegenüberstellte. Als die Franzosen 1806 Greifswald besetzten, musste der Autor des antifranzösischen „Geist der Zeit“ nach Schweden fliehen, wo er bis 1809 blieb. Dann ging er doch wieder in seine Heimat bzw. nach Berlin, wo er noch immer gesucht wurde. Schließlich entzog er sich einer drohenden Verhaftung durch eine Flucht nach Moskau, wo die Stimmung gerade umschlug und sich gegen Napoleon wendete. 1812-14 war Arndt Sekretär des damals in russischen Diensten stehenden Freiherrn vom Stein, der ebenfalls von hier aus etwas gegen Frankreich bewegen wollte. Als die russische Armee nach Preußen vordrang und sich Preußen schließlich am Krieg gegen Napoleon beteiligte, kam Arndts große Stunde als patriotischer Dichter und Schriftsteller. Seine Lieder und Pamphlete, mit denen er zum Kampf gegen den „Antichrist“ Napoleon und die Franzosen aufrief, hießen z. B. „Katechismus für den teutschen Kriegs- und Wehrmann“, „Über Volkshass“, „Was ist des Deutschen Vaterland?“ und „Der Gott der Eisen wachsen ließ“. Sie prägten die Stimmung und das Denken dieser Jahre entscheidend mit und wirkten noch lange nach. Ein französischer Schriftsteller nannte ihn später „eine Art literarischen Blücher“. Dabei hatte Arndt noch nicht, wie der spätere Nationalismus, die Herrschaft eines Volkes über andere gepredigt, da seine Vorstellung von einer „unverletzlichen Volkspersönlichkeit“ dies nicht zuließ. Vielmehr war die Befreiung von Fremdherrschaft sein Anliegen. Darüber hinaus richtete sich die „Volksfreiheit“ auch gegen die Despotie der Fürsten und hatte also eine antifeudale Spitze. Nichtsdestotrotz haben seine das eigene Volk verherrlichenden, zum Kampf gegen andere Nationen aufrufenden Schriften dazu beigetragen, das Gefühl der Überlegenheit der Deutschen über andere Nationen zu nähren und so dem späteren chauvinistischen Nationalismus den Weg bereitet. 1818 wurde er ordentlicher Professor in Bonn. Schon zwei Jahre später wurde er im Zuge der sogenannten Demagogenverfolgung suspendiert. Man beschlagnahmte seine Papiere und ermittelte jahrelang gegen ihn wegen demagogischer Agitation. Als 1840 Friedrich Wilhelm IV. den Thron bestieg, waren für Arndt die Jahre der Bedrückung und Untätigkeit vorüber. Noch im gleichen Jahr wurde Arndt zum Rektor der Universität gewählt. In der Zwischenzeit war er durch seine Kirchenlieder hervorgetreten, die in den Liederstamm der evangelischen Gemeinden eingingen. In den dreißiger Jahren hatte er, als er die deutsche Westgrenze durch Frankreich bedroht sah, die Einigkeit der Deutschen bzw. der deutschen Staaten angemahnt. Als der fast achtzigjährige, unvergessene Arndt 1848 Abgeordneter der Nationalversammlung wurde, stellte die großdeutsche Lösung für ihn allerdings keine mögliche Alternative mehr dar und er votierte für eine preußisch geführte Erbmonarchie. Nach der gescheiterten Revolution lebte er noch zwölf Jahre. Am 29. Januar 1860 starb er in Bonn.

Ernst Moritz Arndt