Karte 1866
Helmuth Graf von Moltke Leopold von Gerlach Otto Eduard Leopold von Bismarck

Juni 1866    Kampf um die Führung in Deutschland - Königgrätz

Der gemeinsame Waffengang mit Österreich gegen Dänemark kann die grundsätzlichen Interessenkollisionen zwischen den beiden führenden Mächten im Deutschen Bund nicht verdecken. Bismarck erkennt das Problem bereits zu Beginn seiner politischen Karriere. Ende Dezember 1853 schreibt er an Leopold von Gerlach:

„Österreich bedarf zur Durchführung seiner innern germanisierenden Zentralisations-Politik der Belebung seiner Beziehungen zu Deutschland, d.h. auf Wienerisch: einer straffen Hegemonie über den Bund; dabei sind wir ihm im Wege, wir mögen uns an die Wand drücken, wie wir wollen, ein Preußen von 17 Millionen bleibt immer zu dick, um Österreich so viel Spielraum zu lassen, als es erstrebt. Unsre Politik hat keinen andern Exerzierplatz als Deutschland, schon unsrer geographischen Verwachsenheit wegen, und grade diesen glaubt Österreich dringend auch für sich zu gebrauchen; für beide ist kein Platz nach den Ansprüchen, die Ö[sterreich] macht, also können wir uns auf die Dauer nicht vertragen. Wir atmen einer dem andern die Luft vor dem Munde fort, einer muß weichen oder vom andern ‚gewichen werden‘, bis dahin müssen wir Gegner sein, das halte ich für eine unignorierbare (verzeihn Sie das Wort) Tatsache, wie unwillkommen sie auch sein mag.“

Nun, 1866, scheint ihm die Zeit reif zu sein für eine Entscheidung, denn die gemeinsamen Aktionen gegen Dänemark führen nur vorübergehend zu einer Annäherung der beiden deutschen Großmächte. Der Streit um die Beute entzweit sie erneut. Bismarck will Schleswig und Holstein annektieren.

Der Einmarsch preußischer Truppen in Holstein und der Bundesreformvorschlag, der Österreich in den neu zu gründenden Deutschen Bund nicht mehr einbegreift, versteht Österreich als Provokation und veranlasst im Bundestag den Antrag zu stellen, gegen Preußen die Bundestruppen zu mobilisieren.

Vier Tage später eröffnet Preußen die Kriegshandlungen. Auf der Seite Österreichs stehen alle Mittelstaaten Deutschlands, wie Sachsen, Hannover, Bayern, Württemberg, Baden usw., während Preußen nur einige kleine thüringische und norddeutsche Staaten zu Verbündeten hat. Der Hauptkriegsschauplatz wird Böhmen.

Als ein mögliches Kriegsziel deutet Wilhelm I. auch die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung an:

„Verleiht uns Gott den Sieg, dann werden wir auch stark genug sein, das lose Band, welches die deutschen Lande mehr dem Namen, als der That nach zusammenhielt, und welches jetzt durch diejenigen zerrissen ist, die das Recht und die Macht des nationalen Geistes fürchten – in anderer Gestalt fester und heilvoller zu erneuen. Gott mit uns!“

Am 21. Juni stößt die preußische Hauptmacht unter dem Generalstabschef Helmuth Graf von Moltke über die böhmische Grenze vor und schlägt die österreichisch-sächsische Armee am 3. Juli 1866 bei Königgrätz entscheidend; außerdem besetzten preußische Truppen Hannover, Sachsen und Kurhessen.

Am 26. Juli 1866 unterzeichnen Preußen und Österreich auf Betreiben Bismarcks, der durch einen raschen Friedensschluss ein mögliches Eingreifen Frankreichs verhindern will, den Vorfrieden von Nikolsburg und am 23. August 1866 den Frieden von Prag.

Mit den Friedensverträgen erkennt Österreich die Auflösung des Deutschen Bundes an und machte damit den Weg frei für die von Preußen angestrebte Neuordnung Deutschlands ohne Österreich.

Bereits im August 1866 konstituiert sich unter preußischer Führung der Norddeutsche Bund, dessen Verfassung vom Kaiserreich weitgehend übernommen wird.

Nach seiner Niederlage im Deutschen Krieg und dem damit verbundenen Machtverlust sieht sich Österreich gezwungen, den Forderungen des ungarischen Reichsteiles nachzukommen und durch den Ausgleich das Kaiserreich Österreich in die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn umzuwandeln. Die K.u.K. Monarchie entsteht.

Siegesparade im Berliner Lustgarten anläßlich des Sieges über Österreich am 21. September 1866

Sterbender Soldat

Über der Schlacht von Königgrätz

Schlacht bei Königgrätz