Karte 1922

Wilhelm Groener

geboren22.11.1867 in Ludwigsburg

gestorben15.09.1939 in Bornstedt (Potsdam)

Offizier

1920 bis 1923 Verkehrsminister und 1928 bis 1932 Reichswehr- ,seit 1931 auch Innenminister

Mit Wilhelm Groener tritt eine historische Person in Erscheinung, die für die Geschichte des Ersten Weltkrieges und der Weimarer Republik von großer Bedeutung ist, jedoch stand er meist im Hintergrund und wirkte im Schatten populärerer Gestalten. Geboren wurde Groener als Sohn eines Zahlmeisters des württembergischen Heeres am 22 November 1867 in Ludwigsburg. Den größten Teil seiner Jugend verlebte er in Schwaben und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Mit 17 Jahren trat er als Offiziersanwärter in die Württembergische Armee ein, seiner eigenen Aussage zufolge, weil dies die schnellste Möglichkeit darstellte, eigenständig und finanziell unabhängig zu werden. 1886 wurde er schließlich Leutnant. Den größten Teil seiner Dienstzeit arbeitete Groener dann in Generalstäben und wurde zum Spezialisten des militärischen Eisenbahnwesens. Bei Ausbruch des Weltkriegs war er Chef des Eisenbahnfeldwesens im Großen Generalstab und damit verantwortlich für den reibungslosen Transport der Aufmarschtruppen, des Nachschubs und in diesem Rahmen zuständig für die Planungen des Aufmarsches. In einer Zeit, in der die Eisenbahn das einzige leistungsfähige Massentransportmittel war, war dies eine der fachlich wichtigsten Stellungen des Generalstabes.
Im Verlauf des Weltkrieges zeichnete sich immer deutlicher ab, dass man eine zentrale Koordinationsstelle schaffen müsse, die alle Mittel zur Versorgung von Bevölkerung und Heer zusammenfaßte. Darüber hinaus beschäftigten ihn die Belange der Industrie und Rüstungsresourcen. Diese Aufgabe wurde Groener Mitte Mai 1916 mit der Leitung des neu geschaffenen Kriegsernährungsamtes und später des Kriegsamtes übertragen. Groener erwies sich dafür besonders geeignet, da er in seiner Tätigkeit als Chef des Feldeisenbahnwesens schon lange zuvor mit der Verknüpfung von militärischen und industriellen Belangen in Berührung kam. Aufgrund seiner sozialen Herkunft aus einfachen Verhältnissen gelang ihm in dieser neuen Funktion der Ausgleich zwischen Heeresleitung, Industrie und Gewerkschaften. Dabei achtete er darauf keine Seite einseitig zu bevorzugen. Seine Intervention 1917 beim Reichskanzler, die Gewinne der Industrie zu beschränken und die Löhne der einfachen Arbeiter aufzuwerten, leitete dann die Abberufung von seinem Posten ein. Als Ende 1918 der bisherige Generalquartiermeister Ludendorf und faktische Militärdiktator des Reiches gestürzt und vom Kaiser entlassen wurde, trat Groener dessen Nachfolge an. In seine Verantwortung viel nun die Besetzung der Ukraine und die Rückführung des Frontheeres in die Heimat. Während der Revolutionswirren stimmte er einer Abdankung Kaiser Wilhelms zu, verweigerte aber zunächst die Zusammenarbeit mit den Vertretern des Rates der Volksbeauftragten bezüglich der Abdankung. Erst als die Lawine ins Rollen geriet und ein Bürgerkrieg drohte, befürwortete Groener die Abdankung Wilhelms II. mit dem Ziel so die Monarchie zu retten. Als das Ende des Krieges unvermeidlich wurde, war auch Groener der Meinung, die Waffenstillstandsverhandlungen sollten allein von der zivilen Regierung geführt werden, obwohl er sich der Verantwortung des Militärs bewußt war, allein, um das Ansehen des Heeres und des Generalstabes unbelastet zu halten. Die Disziplin im Heer versuchte Groener während der revolutionären Wirren zu halten, indem er von oben Soldatenräte einsetzen ließ, die nach Möglichkeit in der Hand der Offiziere bleiben sollten. Zumindest für die Zeit der Rückführung des Heeres in die Heimat hatte diese Maßnahme Erfolg. Erst als die zurückmarschierenden Truppen in der Heimat mit der Revolution in Kontakt kamen, gab es für sie kein Halten mehr. Am 10. November 1918 schmiedet Groener dann ein gegen Bolschewisierung gerichtetes Bündnis mit dem Vorsitzenden der provisorischen Regierung Friedrich Ebert. Sein Ziel war es, die Stellung des Offizierskorps und des Heeres allgemein gegen die Revolution zu sichern und das weitere Eskalieren der Revolution zu verhindern. Die Regierung Ebert versicherte den Bestand des Heeres und erhielt im Gegenzug dessen Unterstützung. Damit war Groeners eigenmächtige Verständigung zwischen Oberster Heeresleitung (OHL) und dem Rat der Volksbeauftragten eine Grundvoraussetzung zur Errichtung der Weimarer Republik und zur Bekämpfung der Revolution. Hierin lag wohl seine eigentliche historische Bedeutung. Nach der Sammlung von zunehmend mehr zuverlässigen Freiwilligen Truppen ging die OHL Anfang 1919 daran, Berlin zurückzugewinnen. Mit der Auflösung der letzten OHL und deren Nachfolger am 20. September 1919 und deren Überführung in das neue Reichswehrministerium, nahm auch Groener seinen Abschied und übergab die Aufgabe des Neuaufbaus der Reichswehr an den General von Seeckt. Dreimal noch wirkte Wilhelm Groener auf der politischen Bühne der Weimarer Republik. Zur Zeit ihres Aufbaus bekleidete er den Posten des Verkehrsministers (1920-23) und später auf Wunsch Hindenburgs, 1928-1932 als Reichwehrminister und (seit Oktober 1931 bis Mai 1932) auch als Reichsinnenminister.
1932 versuchte er als Innenminister das Verbot uniformierter Verbände durchzusetzen, was auf ein Verbot der SA hinauslief, scheiterte jedoch, da er nicht die Unterstützung der Reichswehrführung erhielt. Seinem Sturz, mit herbeigeführt von seinem engsten Mitarbeiter, dem General von Schleicher, folgte dann auch das Scheitern des Kabinetts Brüning. Nach der Machtergreifung Hitlers wurde ihm jede weitere politische Tätigkeit genommen. Groener wurde zur unerwünschten Person, als welche er sich in sein Privatleben nach Potsdam zurückzog. Dort starb er am 3. Mai 1939.

Wilhelm Groener