Karte 1922
Carl von Ossietzky Carl von Ossietzky Carl von Ossietzky

Carl von Ossietzky

geboren3.10.1889 in Hamburg

gestorben4.5.1938 in Berlin

Publizist

Carl von Ossietzky verlor seinen Vater, einen Stenographen, schon im Alter von zwei Jahren. Um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, verdiente er ab 1907 als Büroangestellter sein Brot. Schon früh zeigte er jedoch die Neigung zu publizistischer und literarischer
Tätigkeit. Durch das Studium der Weltpresse und historischer Literatur bildete er sich als Autodidakt. Die Erfahrung des Ersten Weltkrieges machte aus ihm einen radikalen Pazifisten. Ebenso entschlossen war sein Eintreten für eine freie, demokratische Republik. Im Herbst 1919 siedelte Ossietzky von Hamburg nach Berlin über. Dort übernahm er eine Stelle als Sekretär der „Deutschen Friedensgesellschaft“, der damals bedeutendsten pazifistischen Organisation in Deutschland. Auch in der Zeit der Weimarer Republik ging es dieser Gesellschaft um die Zurückdrängung des Einflusses des Militärs auf die Innen- und Außenpolitik. In Berlin schlug er eine journalistische Laufbahn ein. 1922 wurde er außenpolitischer Redakteur der liberalen „Berliner Volkszeitung“, 1924-26 Redakteur beim liberal-demokratischen „Tagebuch“. Schließlich wurde er Redakteur bei der Wochenzeitung „Die Weltbühne“: 1927 auch ihr Herausgeber. Sein pazifistisches Engagement schlug sich nieder in der „Nie-wieder-Krieg-Bewegung“, deren Mitarbeiter auch Albert Einstein und Kurt Tucholsky waren, und in der von Ossietzky mitbegründeten „Republikanischen Partei“, die jedoch bei den Wahlen von 1924 erfolglos war.
Carl von Ossietzky wurde zum Meister der polemischen Auseinandersetzung mit den politischen Kräften am äußeren rechten Rand der Gesellschaft und zu einer Haßfigur der politischen Rechten. 1931 wurde er wegen angeblichen „Landesverrats“ zu 18 Monaten Haft verurteilt, nachdem ein „Weltbühne“-Artikel geheime Rüstungsaktivitäten der Reichswehr auf sowjetischem Territorium aufgedeckt hatte.
Eine Amnestie zu Weihnachten 1932 beendete die siebenmonatige Haft.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten floh Carl von Ossietzky entgegen den Ratschlägen seiner Mitstreiter nicht aus Deutschland. Am Tag nach dem Reichstagsbrand wurde er verhaftet und zunächst ins KZ Oranienburg eingeliefert. Während des Aufenthaltes in mehreren Konzentrationslagern verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, auch infolge von Misshandlungen.
Durch das Internationale Rote Kreuz wurde die Weltöffentlichkeit über den Fall Ossietzky aufmerksam. Namhafte Schriftsteller und Künstler forderten die Freilassung Ossietzkys und schlugen ihn für den Literaturnobelpreis 1935 vor, der ihm rückwirkend im November 1936 auch zuerkannt wurde. Hermann Göring persönlich versuchte Ossietzky mit dem Versprechen der Haftentlassung von der Annahme des Preises abzuhalten. Carl von Ossietzky jedoch nahm die Anerkennung an. Vom Tode gezeichnet, verbrachte er die letzten Monate seines Lebens unter Polizeibewachung in einem Berliner Krankenhaus und starb als Gefangener der Gestapo an den Folgen der KZ-Haft.

Carl von Ossietzky