Karte 1922
August Bebel Recht so! August Bebel

August Bebel

geboren22.2.1840 in Köln-Deutz

gestorben13.8.1913 in Passugg/Schweiz

Drechsler

SPD

1892 bis 13.8.1913 Vorsitzender der SPD

August Bebel wurde 1840 in Köln-Deutz als Sohn eines preußischen Unteroffiziers geboren. Er wuchs nach dem frühen Tod des Vaters in Wetzlar auf, wo er die Armen- und Bürgerschule besuchte. Von Kind auf sehr lernbegierig, eignete er sich selbständig auf allen möglichen Gebieten Wissen an. Er erlernte das Drechslerhandwerk. Während seiner Wanderjahre als Handwerksgeselle kam er nach Dresden, das damals ein Zentrum der noch liberal geprägten Arbeiterbewegung war, und wurde 1865Vorsitzender eines Arbeiterbildungsvereins. Zwei Jahre später wurde er für die demokratische Sächsische Volkspartei in den Norddeutschen Reichstag gewählt, aber schon 1869 gründete er gemeinsam mit Wilhelm Liebknecht in Eisenach die Sozialdemokratische Partei. 1871 wurde er einer der zwei Abgeordneten der Partei im neuen Reichstag, dem er bis an sein Lebensende angehören sollte.

Die ersten Jahre waren geprägt von der Auseinandersetzung mit dem von Lassalle gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, der dem kleindeutsch-preußischen Staat weniger skeptisch gegenüberstand als die großdeutsch-partikularstaatlich orientierten Sozialdemokraten. Doch kam es 1875 auf dem Gothaer Parteitag zur Vereinigung der Parteien als Sozialistische Arbeiterpartei. Zuvor waren Bebel und Liebknecht auf äußerst zweifelhafter Grundlage zu zwei Jahren Festungshaft wegen Hochverrat verurteilt worden, was sie zu „Märtyrern“ werden ließ und ihr Ansehen bei den Genossen noch verbesserte. Bebel nutzte die Zeit für intensive Lektüre. In seinen Schriften, von denen „Die Frau und der Sozialismus“ die bekannteste wird und hohe Auflagen erreicht, versuchte er, das angeeignete Wissen zu verarbeiten und weiterzugeben. Seine Veröffentlichungen ermöglichten ihm im Verlauf seines politischen Lebens finanzielle Unabhängigkeit. Bis dahin hatte er sein Handwerk ausgeübt, da es im Kaiserreich keine Diäten für Abgeordnete gab.

In der Zeit unter den Sozialistengesetzen 1878-90 stärkte sich unter Bebels Führung der innere Zusammenhalt der in die Illegalität abgedrängten Partei. Die marxistischen Theorien wurden erst in dieser Zeit gründlich rezipiert und gingen in das Erfurter Programm ein, das, wie schon das Gothaer Programm, die Überwindung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung durch die Revolution ablehnte und einen legalistischen Reformkurs verkündete. Dies geschah unter der Federführung von Karl Kautsky, der erst mit, dann nach Liebknecht der Chefideologe der Partei wurde, während sich Bebel als klassische Führungspersönlichkeit eher durch Flexibilität und Eloquenz als durch theoretische Stellungnahmen auszeichnete.

Zwischen den Parteiflügeln vermittelnd beharrte Bebel auf der Grundlage des Erfurter Programms, dessen theoretischen Teil er nicht verwässert und dessen praktischen er nicht in Frage gestellt wissen wollte. So wählte man einen gemäßigten Kurs. Er war gegen eine radikale Opposition im Reichstag.

Bei den Wahlen 1912 hatte die SPD über ein Drittel der Stimmen und ein gutes Viertel der Sitze erhalten. Sie war unter Bebels Führung von einer kleinen Partei mit gerade einmal zwei Reichtagsmandaten zur größten Fraktion im Reichstag aufgestiegen. Ein Jahr später starb Bebel in der Schweiz.

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