Karte 1866
Johann Gottfried Schadow Johann Gottfried Schadow

Johann Gottfried Schadow

geboren20.5.1764 in Berlin

gestorben28.1.1850 in Berlin

Bildhauer, Zeichner, Graphiker

1815 bis 1850 Direktor der Berliner Akademie der Künste

Johann Gottfried Schadow wird am 20.5.1764 in Berlin als Sohn des Schneidermeisters Gottfried Schadow und seiner Frau Anna Katharina, geb. Nille geboren. Johann Gottfried beginnt nach dem Besuch der Stadtschule im Grauen Kloster eine Bildhauerlehre in der königlichen Bildhauerwerkstatt. Er lernt bei deren Leiter Jan Pieter Antoon Tassaert gründlich das Handwerk und findet auch Anschluss an die Familie seines Meisters, mit dessen Kindern er bald befreundet ist. Gleichzeitig besucht er die Kunstakademie, wo er sich zeichnerische Fähigkeiten aneignet. Im „ Salon“ der Henriette Herz lernt Schadow die etwas ältere, katholisch getaufte Jüdin Marianne Devidels, Tochter eines Wiener Juwelenhändlers, kennen. Er brennt mit ihr nach Rom durch, tritt dort zum Katholizismus über, um Marianne am 24.8.1785 zu heiraten.
In den nächsten zwei Jahren hält sich Schadow in Italien auf, studiert die Antike, pflegt schöpferische Kontakte zu bedeutenden Künstlern der Zeit und gewinnt einen Preis bei einem Wettbewerb. Als er 1787 nach Berlin zurückkehrt, konvertiert er bald wieder zum Protestantismus und findet in Staatsminister von Heinitz einen wichtigen Gönner und Förderer. Der sorgt zunächst für eine Anstellung bei der königlichen Porzellanmanufaktur, für die Schadow mehrere Figuren modelliert. Als Tassaert am 21.1.1788 unerwartet stirbt, wird Schadow Leiter der Hofbildhauerwerkstatt. Damit verbunden ist das Amt eines „Directors aller Sculpturen“ beim Oberhofbauamt, dessen Direktor Carl Gotthold Langhans ist. Viele Schöpfungen entstehen in enger Zusammenarbeit mit Langhans.
Schadows erstes großes Werk ist 1790 das Grabmal für den als Kind verstorbenen Grafen Alexander von der Mark, gemeinsamer Sohn der Gräfin Lichtenau und König Friedrich Wilhelm II. Das Bildwerk gilt als bedeutendes Zeugnis des Frühklassizismus. Weitere wichtige Werke folgen: die Quadriga auf dem Brandenburger Tor sowie Bauplastiken und Reliefs an dem Langhansschen Bauwerk, das große Relief am Fronton des Schauspielhauses, verschiedene allegorische Skulpturengruppen. In Vorbereitung eines Reiterdenkmals für Friedrich II. unternimmt Schadow einige Studienreisen, zahlreiche Entwürfe entstehen, die Ausführung jedoch bleibt ein unerfüllter Traum. In der Folge entstehen große Marmordenkmäler, die Schadows Ruhm begründen: " Friedrich der Große" in Stettin (1793), " Zieten" in Berlin (1794), sein wohl nach der Quadriga bekanntestes Werk, die Prinzessinnengruppe " Luise und Friederike" (1795/97) im Berliner Schloss und "Fürst Leopold von Anhalt-Dessau" (1800) in Berlin. Daneben entstehen zahlreiche Grabmäler, freie und allegorische Darstellungen und Porträtbüsten, die früheste 1783 von Henriette Herz, der Stifterin seiner ersten Ehe. Auch andere Zeitgenossen, wie Friedrich Nicolai, Friedrich Gilly, der Schauspieler Iffland und sein Gönner von Heinitz werden porträtiert.
Goethe ist es, der 1802 den Realismus der Schadowschen Werke zugunsten einer vom Dichter favorisierten idealisierenden Darstellung kritisiert. August Wilhelm Schlegel springt dem Dichterfürsten mit einer bissigen Kritik bei. Schadow widerspricht in einem Aufsatz, eine Begegnung mit Goethe verläuft frostig, Schadows erfolgreiche Zeit scheint zuende. Auch deshalb, weil er mit seinem freimütig-entschiedenem Wesen bei König Friedrich Wilhelm III. eher Abneigung hervorruft und weil ein neuer Stern am Berliner Bildhauerhimmel aufgeht: Daniel Rauch. Ehemaliger Kammerlakai der Königin, geschmeidiger als Schadow genießt er die Gunst des Königspaares.
Schadow realisiert eine Reihe von Privataufträgen, Grabmäler, Büsten, Denkmäler, Reliefs. Für eine vom bayerischen Kronprinzen geplante Walhalla entstehen Porträtbüsten zahlreicher bedeutender Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Den Kampf und Sieg über Napoleon feiert Schadow mit seinen berühmten Spottblättern auf den Imperator. Für Rostock entwirft der Bildhauer ein Reiterdenkmal Blüchers. Künstlerischer Berater ist Goethe, mit dem inzwischen Einvernehmen herrscht. Eine Medaille und eine Porträtbüste des großen Meisters entstehen. 1819 wird die Skulptur Blüchers enthüllt, das erste Reiterstandbild nach Schlüters Großem Kurfürsten in Deutschland. 1821 wird die Statue Luthers in Wittenberg unter einem Baldachin von Schinkel aufgestellt.
Danach stockt Schadows Schaffen. Nur noch kleinere Werke entstehen. 1830 verleiht ihm die Berliner philosophische Fakultät die Ehrendoktorwürde. 1836 muss sich Schadow einer Staroperation unterziehen und sich nun aufs Zeichnen beschränken. Neben Porträts entstehen satirische Zeichnungen, auch manche Lithographien. Von 1815 bis zu seinem Tode ist Schadow Direktor der Akademie der Künste in Berlin.
Nach einer Reihe von Schicksalsschlägen in seinem Leben, 1815 stirbt Schadows erste Frau Marianne, 1822 sein Sohn aus erster Ehe, Ridolfo, auch in der zweiten Ehe verliert Schadow zwei Söhne und schließlich noch 1832 seine zweite Frau Henriette, verläuft der Lebensabend des Bildhauers eher heiter und geruhsam. Der „alte Schadow“, um den sich inzwischen zahlreiche Berliner Anekdoten ranken, beobachtet den Erfolg seines jüngeren Konkurrenten Rauch ohne Gram. Schadow stirbt am 27.1.1850 in Berlin. Er liegt daselbst auf dem Dortheenstädtischen Friedhof begraben.

Johann Gottfried Schadow