Karte 1618

Stehendes Heer

Im Mittelalter war es üblich zu einem Krieg seine Vasallen einzuberufen und ein Heer zu versammeln. Das Rückrat dieses Heeres bildeten die Ritter als schwer bewaffnete Reiter. Der Ritter war zur Heerfolge gegenüber seinem Herren verpflichtet und bekam als Gegenleistung einen Grundbesitz, der es ihm ermöglichte seine teure Ausrüstung zu finanzieren und sich täglich in den Waffen zu üben. Das Grundprinzip des Vasallenverhältnisses war: der „Herr“ gewährt „Schutz und Schirm“, der „Vasall“ gewährt „Rat und Hilfe“.

Den Ausgang des Mittelalters kennzeichnet in militärischer Hinsicht das Zurücktreten des Rittertums zugunsten des in Formation und zu Fuß kämpfenden Landsknechtes. Damit verbunden ist die Entwicklung großer kompakter Truppenkörper, die den Attacken der ritterlichen, gepanzerten Reiterei standhalten können und diesen überlegen sind. Nicht mehr der Einzelkämpfer dominiert das Schlachtfeld, sondern ein unpersönliches Kollektiv von Kämpfern, die in einer Schlachtaufstellung zusammengefaßt sind. Ihre Effektivität lag in der Zusammenfassung ihrer Waffen zu einem Körper. Je gleichmäßiger die Bewegungen dieser Truppenkörper abliefen und je mehr sich das Individuum sich dem System anpaßte, desto schlagkräftiger waren sie. Mit dem Übergang der Söldnerheere in die Hand der Fürsten ging eine Vereinheitlichung der Truppen, Uniformen und der Ausbildung einher. Die neue Form der Gefechtstaktik erforderte immer größere Truppenmassen und ein hohes Maß an Übung und Ausbildung der Soldaten. Neue Waffen, Artillerie und Handfeuerwaffen, erforderten einen erheblichen Aufwand an Geld. Sinnvoll einzusetzen war dieser Aufwand nur von bereits vorhandenen, also „stehenden“ Truppen, die in einem Krieg nicht erst neu angeworben und ausgebildet werden mußten. Während einer Übergangszeit bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, erwies sich die Unzuverlässigkeit des privaten Kriegsunternehmertums in Form der Söldnerheere, die je nach Bezahlung die Lager wechselten und nach Beendigung des Krieges zur plündernden und mordenden Landplage wurden. Der Ausweg war das stehende Heer, das, von mittelalterlichen Vorläufern abgesehen, zuerst im wirtschaftlich potenten Frankreich und Spanien Anfang des 17. Jahrhunderts, aufgestellt wurde. Die Bindung an nur einen Herren und die einheitliche Ausbildung machten diese Heere zu einem sehr effektiven Instrument, so daß bis in die Gegenwart hinein fast jeder Staat der Erde über ein stehendes Heer verfügt.