Karte 1763

16. Dezember 1740: Kaum auf dem Thron überfällt Friedrich II. Schlesien

Collage Maria Theresia bittet die ungarischen Stände um Unterstützung Karl VI., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Maria Theresia und Gatte Franz von Österreich Planskizze von Friedrich II. zum Einmarsch in Schlesien, 1740 Kronprinz Friedrich Brief Friedrichs II. vom 16.12.1740 zum Einmarsch in Schlesien an Minister Podewils Brief Friedrichs II. vom 16.12.1740 zum Einmarsch in Schlesien an Minister Podewils Maria Theresia bittet die ungarischen Stände um Unterstützung Planskizze von Friedrich II. zum Einmarsch in Schlesien, 1740

Preußen überfällt Schlesien (Hörstück)Die Nachricht vom Tod des Kaisers erreicht Friedrich II. in Rheinsberg, wo er mit Fieber darniederliegt. Karl VI., der letzte männliche Spross aus dem Hause Habsburg, ist am 20.Oktober 1740 mit 54 Jahren gestorben. Friedrich schreibt an Voltaire am 26. Oktober:

„Dieser Todesfall wirft all meine Friedensideen über den Haufen. Ich glaube, im Monat Juni wird es sich eher um Schießpulver, Soldaten, Laufgräben handeln, als um Schauspielerinnen, Ballette und Theater. ... Dies ist der Augenblick der völligen Umwandlung des alten politischen Systems... „

Bereits zwei Tage später teilt Friedrich seinem Minister Heinrich Graf von Podewils und seinem Generalfeldmarschall mit, dass er beschlossen habe, Schlesien zu erobern. Die Gelegenheit scheint günstig. Maria Theresia, des Kaisers Tochter erhebt auf Grund der pragmatischen Sanktion Anspruch auf den Thron. Bayern, Sachsen und Frankreich verweigern ihre Zustimmung zur Thronfolge Maria Theresias und melden eigene Ansprüche an. In Russland liegt die Zarin Anna im Sterben. Der junge, ehrgeizige König meint, für Preußen sei die einmalige Chance gekommen, das Königreich im Windschatten der Konflikte anderer zu vergrößern.

Friedrich II. schreibt später über sich selbst:

„Unverzüglich entschloß er sich, die schlesischen Fürstentümer, auf die sein Haus unbestreitbare Ansprüche hatte, zurückzufordern und zugleich rüstete er sich, um seine Ansprüche, wenn es sein mußte, mit Waffengewalt durchzusetzen. ...Hierzu kam ein schlagfertiges Heer, ein wohlgefüllter Kriegsschatz und vielleicht auch der Drang, sich einen Namen zu machen. Dies alles bewog den König von Preußen zu dem Kriege, den er an Maria Theresia von Österreich, Königin von Ungarn und Böhmen erklärt.“

So schlägt Friedrich die Mahnung des Vaters, keine ungerechten Kriege zu führen, in den Wind. Dass auch nackter Ehrgeiz und Eitelkeit im Spiel sind, gesteht er später selbst ein: Meine Jugend, das Feuer der Leidenschaften, der Durst nach Ruhm, ja...selbst die Neugier, kurz, ein geheimer Instinkt hat mich den Freuden der Ruhe entrissen. Die Befriedigung, meinen Namen in den Zeitungen zu lesen und dereinst auf den Blättern der Geschichte, hat mich verführt.

Unter dem fadenscheinigen Vorwand alter preußischer Rechte auf Schlesien schlägt Friedrich am 11.Dezember 1740 Maria Theresia ultimativ vor, Schlesien an Preußen abzutreten, dann würde er der Kaiserwahl ihres Gatten zustimmen und an ihrer Seite gegen ihre Widersacher kämpfen. Ohne ihre Antwort abzuwarten, marschieren am 16.Dezember 1740 15.000 preußische Infanteristen und 5000 Berittene in Schlesien ein. Die Skizze für den Einmarsch verfertigt der König selbst. Am 22.12. besetzen die Preußen Glogau, am 27.12. Bunzlau, am 1.1.1741 sind sie bereits in Breslau. In den besetzten Gebieten werden sofort zur Finanzierung des Feldzuges notwendige Steuern erhoben, Zwangswerbungen finden statt, aber auch die verwaltungsmäßige Eingliederung beginnt umgehend. So hat Friedrich II., als sich Maria Theresia vom ersten Schock erholt hat und nach Koalitionen Ausschau hält, bereits Tatsachen geschaffen. Schlesien ist nun preußisch. Wer es zurückhaben will, muss es erobern. Am 16.Februar 1741 schließen sich England, Russland, Österreich, Sachsen und die Niederlande in Dresden zu einer antipreußischen Koalition zusammen.