Karte 1618

Samuel Freiherr von Pufendorf

geboren8.1.1632 in Dorfchemnitz (Sachsen)

gestorben26.10.1694 in Berlin

Jurist

Samuel (von) Pufendorf wurde in Dorfchemnitz als fünftes von acht Kindern des Pfarrers Elias Esaias Pufendorf und seiner Frau Margarethe, Tochter des Dippoldiswalder Tuchscherers Thomas Hickmann, geboren. Die Familie Pufendörfer, wie sie damals genannt wurde, war eine der ältesten sächsischen Theologenfamilien, die seit der Reformation treu zum lutherischen Protestantismus standen und zur nicht sehr wohlhabenden, aber hochgebildeten bürgerlichen Schicht gehörten. Da der Lebensstandard der Pfarrfamilie von der Einwohnerzahl der Gemeinde und von der Größe der zur Pfarre gehörenden Wirtschaft abhing und Dorfchemnitz zu klein war, übersiedelte die Familie 1833 nach Flöha über, wo eine Pfarrstelle frei geworden war. Die zentrale Lage Flöhas an der Handels- und Heerstraße zwischen Chemnitz und Freiberg hatte allerdings zur Folge, dass der Ort vom Dreissigjährigen Krieg sehr betroffen war. Als die Pufendörfer am 12. September 1639 Zuwachs durch Sohn Johannes bekamen, ereilte sie ebenfalls die Nachricht, daß "die Kayserlichen Hatzfeldischen Völker allhier nach Chemnitz durchziehen würden" und flohen noch in derselben Nacht mit allen Kindern nach Augustusburg. Pfarrer Pufendorf, der sich wie alle sehnlichst ein Ende des Krieges wünschte, erlebte den Westfälischen Frieden allerdings nicht mehr, er starb am 4.Mai 1648 in Flöha. Er hatte vorgesorgt, dass seine vier Söhne alle die Fürstenschule in Grimma besuchen und anschliessend, wie schon er selbst und sein Vater, in Leipzig studieren konnten. Samuel war von 1645 bis 1650 Stipendiat an der Fürstenschule und begann anschliessend sein Theologiestudium in Leipzig, wo er allerdings auch juristische, philosophische und selbst medizinische Vorlesungen besuchte. 1656 wechselte er an die Universität in Jena, wo er 1658 mit dem Magister der Philosophie abschloss. Da sein Bildungshunger keine Grenzen kannte, hätte er seine akademische Laufbahn sicher fortgesetzt, aber nun zwang ihn Geldmangel zur Ausübung eines Berufes. Durch die Vermittlung seines Bruders, der als Diplomat Einfluß gewonnen hatte, erhielt er die Hauslehrerstelle beim schwedischen Gesandten Peter Julius Coyet in Kopenhagen. 1660 geriet er nach dem Kriegsausbruch zwischen Schweden und Dänemark in achtmonatige Gefangenschaft, die er jedoch nutzen konnte, um seine erste Schrift "Elementorum iurisprudentiae universalis" zu verfassen, die er dem Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz widmete. Dieser berief ihn 1661 an die soeben wieder neu errichtete Universität Heidelberg, wo ihm ein juristischer Lehrstuhl angeboten wurde. Pufendorf bat allerdings um einen Lehrstuhl für Natur- und Völkerrecht und erhielt ihn auch, da der Kurfürst ihm noch für ein juristisches Gutachten verpflichtet war. 1663 erscheinen "De obligatione Patriam" (Von den Verpflichtungen gegenüber dem Vaterland) und 1663 "De rebus gestis Philippi Augustae" (Leben und Taten des Philipp August). 1665 heiratete Pufendorf die Witwe Katharina Elisabeth von Palthen, die eine Tochter mit in die Ehe brachte, zu der dann 1666 und 1668 noch zwei neue Töchter hinzukamen. Seine 1666 fertiggestellte Staatskritik "De statu imperii Germanici" gelangte nicht durch die Zensur und wurde erst 1669 in Amsterdam gedruckt. Samuel Pufendorf blieb mit Frau und Töchtern bis 1670 in Heidelberg, dann nahm er einen Ruf nach dem schwedischen Lund an. 1672 erschien sein bekanntestes Werk "De jure naturae et gentium" (Vom Natur- und Völkerrecht). Als 1676 dänische Truppen in Lund einfielen, wurde er vom schwedischen König nach Stockholm gerufen, wo er das Amt des Hofhistoriographen übernahm. Er wurde zum Geheimen Rat und zum Staatssekretär ernannt und in dieser Position auch mit zahlreichen diplomatischen Aufgaben betraut. Trotz aller Belastungen schaffte er es, innerhalb von vier Jahren eine schwedische Reichsgeschichte zu schreiben. Pufendorf fühlte sich jedoch zunehmend als Fremder in Schweden, konnte aber, gehemmt von diplomatischen Schwierigkeiten, erst 1688 nach Berlin wechseln. Dort traf er noch vor dem Tod des Großen Kurfürsten ein, der ihn zum Hofhistoriographen und Geheimen Rat ernannte. Nach dessen Tod bestätigte ihn Friedrich III. in allen seinen Ämtern. Samuel Pufendorf widmete sich einer Geschichte der Zeit des Großen Kurfürsten, die 1692 erschien. Danach schrieb er an einer Biographie über Friedrich III., die allerdings erst viele Jahre nach Pufendorfs Tod veröffentlicht wurde. Im Jahre 1694 reiste er noch einmal in Begleitung seiner Frau nach Schweden, um den Druck seiner schwedischen Reichsgeschichte zu beaufsichtigen. Bei dieser Gelegenheit wurde er in Anerkennung seiner Verdienste in den Freiherrenstand erhoben. Auf der Rückreise nach Berlin erkrankte er lebensgefährlich, nachdem er schon in Schweden einen leichten Herzinfarkt erlitten hatte. Samuel von Pufendorf starb in Berlin an den Folgen einer Operation und wurde in der Nikolaikirche beigesetzt.

Samuel Freiherr von Pufendorf