Karte 1618

1. Oktober 1684: Stolze Flotte segelt unter dem roten Adler

Collage Die Brandenburgische Flotte Die Werft zu Havelberg Maat und Matrose der Kurbrandenburgischen Marine um 1675 Die Landung von Rügen

“Seefahrt und Handlung sind die fürnehmsten Säulen eines Estats, wodurch die Unterthanen beides zu Wasser, als auch durch die Manufakturen zu Lande ihre Nahrung und Unterhalt erlangen,“

behauptet der Große Kurfürst. Immer wieder versucht er seinen Traum von einer Brandenburgischen Flotte, den er schon seit seiner Jugend träumt, zu realisieren.

Ihre Anfänge liegen im Jahr 1657 im fernen ostpreußischen Hafen Pillau an der Ostsee, dem einzigen Zugang Brandenburgs zum Meer. Hier lässt der Kurfürst von Oberst von Hille eine kleine Flotte zusammenstellen, die Anfang Mai zum ersten Mal die Flagge mit dem roten brandenburgischen Adler auf See zeigt. Sie sollen vor den Mündungen von Ems und Weser kreuzen und schwedische Schiffe kapern - oder solche, die für Schweden bestimmte Ladung befördern. Um besser gegen die Schweden operieren zu können, chartert der Kurfürst 1675 weitere Schiffe des niederländischen Reeders Raule. 1680 segeln bereits 28 Schiffe unter brandenburgischer Flagge. In Pillau lässt Friedrich Wilhelm die ersten brandenburgischen Fregatten bauen. Später kommen Werften in Havelberg und Berlin hinzu, der Schiffbauerdamm erinnert daran. Frühe militärische Flottenerfolge sind auf dem Gebiet der Marineinfanterie zu verzeichnen. Bei der Eroberung von Rügen (1678) und der Belagerung von Stralsund (1678) und Stettin (1677) finden wir den Kurfürsten an der Spitze seiner Flotte, die bereits über 502 Geschütze verfügt. Der erste große Erfolg zur See ist das Kapern der spanischen Fregatte “Carolus Secundus“ vor Ostende. Mit der Aktion will der Kurfürst die Spanier zwingen, ihre Subsidien zu zahlen. Fast 100.000 Taler ist die Ladung wert. Unter dem Namen “Markgraf von Brandenburg“ wird die ehemalige “Carolus Secundus“ zum Flagschiff der brandenburgischen Marine.

Nach dem Ankauf der bisherigen Mietschiffe des Reeders Raule für 110.000 Taler am 1.Oktober 1684 wächst die Kurfürstliche Flotte auf einen Bestand von 34 Schiffen, die unter Leitung von Otto Friedrich von der Groeben vorwiegend im Sklavenhandel zwischen Afrika und Amerika operieren. Der Heimathafen wird von Pillau nach Emden verlegt. Für die Seefahrernationen Niederlande, Spanien, England, deren Flotten mehrere tausend Schiffe aufweisen, ist die brandenburgische Flotte keine Konkurrenz. So geht es mit der Flotte nach dem Tod des Kurfürsten 1688 auch nur noch bergab. Ganze 11 Schiffe fahren 1700 noch unter brandenburgischer Flagge. 1711 löst König Friedrich I. die bankrotte Brandenburgisch- Afrikanische-Handelskompagnie auf. Damit ist zunächst auch das Ende der maritimen Aktivitäten Preußens besiegelt. Erst Ururenkel Wilhelm II. lässt die Flottenträume seiner Vorfahren wieder aufleben und in einer gigantischen Katastrophe enden.