Karte 1763

Rétablissement

Wiederaufbau zunächst Ostpreußens zwischen 1721 und 1736 durch König Friedrich Wilhelm I., insbesondere Preußisch-Litauens im Anschluß an Hungersnot (1708), Pest (1709/10) und den Nordischen Krieg (1700-1721). Zu den Maßnahmen gehörten Verwaltungsreformen ebenso wie Landgewinnung, Wiederherstellung zerstörter Dörfer und Städte, Ausbau der Verkehrswege und schließlich 1732 die Neubesiedlung der entvölkerten Landstriche durch die Aufnahme von Glaubensflüchtlingen aus Salzburg (ca. 20 000) und der Schweiz. Nach dem Siebenjährigen Krieg sind in Preußen unter Friedrich II. erneute Aufbauleistungen und ein Ausgleich der Bevölkerungsverluste notwendig; vor allem diese Zeit verstärkter Anstrengung von 1763 bis nach 1771/72 wird Rétablissement genannt. 60.000 Soldaten werden für fünf Jahre von der Dienstpflicht befreit, um beim Wiederaufbau - vor allem der Landwirtschaft - zu helfen. Der König stellt nicht nur große Geldsummen, sondern auch Armeepferde und Gerät bereit. Die während des Krieges geprägten minderwertigen Münzen werden eingezogen, um die Inflation zu beseitigen. Straßen und Kanäle werden gebaut, Landstriche trockengelegt ( Oderbruch), Bergbau und Textilindustrie gefördert und Auslandsimporte weitestgehend reduziert bzw. mit Schutzzöllen belegt. Kolonisten aus anderen europäischen Ländern werden in Preußen angesiedelt, um die Landwirtschaft zu stärken. Besonders wichtig ist ihm der Kartoffelanbau, der im 16. Jh. aus Amerika eingeführt wurde, von den Bauern aber nur zögernd betrieben wurde, so daß zahlreiche sogenannte "Kartoffeldekrete" erlassen werden mussten, die von seinen Kritikern als seine segensreichsten Verordnungen bezeichnet werden. In den Staatsdomänen ist der Kartoffelanbau unbedingte Pflicht. Friedrich gründet die Porzellanmanufaktur und stellt den Kornhandel unter staatliche Kontrolle, so daß in den Hungerjahren 1772 - 1774 magaziniertes Korn aus staatlichen Reserven zum normalen Marktpreis abgegeben werden kann. Er erhebt eine indirekte Verbrauchssteuer ( Akzise), von der die Grundnahrungsmittel jedoch ausgenommen werden. Alle diese infrastrukturellen Maßnahmen gehören zum Retablisssement. Die persönlichen Inspektionsreisen des Königs tragen sehr zur Legendenbildung um den "Alten Fritz" bei.