Karte 1922

Friedrich Theodor Althoff

geboren19. 2.1839 in Dinslaken

gestorben20.10.1908 in Berlin

Jurist

Friedrich Theodor Althoff wurde als Sohn des gleichnamigen protestantischen Domänenrats Friedrich Theordor Althoff (gestorben 1852) und dessen zweiter Frau Julie von Bugenhagen geboren. In Wesel machte er 1856 das Abitur und studierte anschliessend bis 1861 Jura in Bonn und Berlin. Er war Mitglied der schlagenden Verbindung Corps Saxonia Bonn, zu der auch der spätere preußische Kultusminister Konrad Heinrich Gustav von Studt (1838-1921) gehörte, der dann einige Jahre sein Vorgesetzter war. Seine praktische Ausbildung als Rechtsreferendar absolvierte Althoff an rheinischen Gerichten sowie am Berliner Kammergericht. 1865 heiratete er Marie Ingenohl (1843-1925), die Ehe blieb kinderlos. 1867 legte er in Ehrenbreitstein sein Prädikatsassessorenexamen ab. Danach war er an rheinischen Gerichten tätig und nahm 1870 am Frankreichfeldzug als Sanitäter teil. 1871 ging er als Referent für Kirchen- und Schulangelegenheiten nach Straßburg, wo er, obwohl weder promoviert noch habilitiert, ab 1872 als Ordinarius Jurisprudenz mit Schwerpunkt auf französischem und Zivilrecht lehrte. Er wirkte an der Gründung, dem Aufbau und der wissenschaftlichen Profilierung der Straßburger Kaiser-Wilhelm-Universität mit, die 1872 eröffnet wurde. 1882 folgte er einem Ruf als Universitätsdezernent in das "Preußische Ministerium der Geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten" (Kultusministerium), wo er für Personalangelegenheiten zuständig war. 1897 wurde er innerhalb des Kultusministeriums zum Leiter der Abteilung für Universitäten und Höhere Schulen im Rang eines Ministerialdirektors ernannt. Somit unterstanden ihm nicht nur das gesamte höhere Unterrichtswesen, sondern auch die Kunst- und Denkmalpflege, die Bibliotheken und die wissenschaftlichen, nichtuniversitären Forschungseinrichtungen einschließlich (ab 1900) die medizinischen Wissenschaften mit ihren Institutionen. Da er weitere Beförderungen ablehnte, konnte er in den nächsten fünfzehn Jahren relativ unbehelligt von den politischen Machtkonstellationen unter fünf preußischen Kultusministern wirken und über Preußen hinaus einen kaum zu unterschätzenden Einfluß auf den Ausbau und die Zentralisierung des Hochschulwesens im Deutschen Reich, seine Wissenschaftsverwaltung und -förderung sowie die internationalen Wissenschaftsbeziehungen nehmen. Ihm sind so unterschiedliche Verdienste wie die Mitwirkung am Ausbau der Berliner Charité zur führenden Klinik, die Gründung der Deutschen Medizinschule Shanghai (1907), der Deutsch-Chinesischen Hochschule Tsingtau (1909), der Aufbau der Universitäten Münster (1902) und Posen (1903), der Technischen Hochschulen Breslau (1910) und Danzig (1904) zuzuschreiben, aber auch Ausbau und Reform des preußischen Hochschulbibliothekswesens, nach dem sich die übrigen reichsdeutschen wissenschaftlichen Bibliotheken bald orientieren sollten, 1887 die Einführung der jährlichen Universitätschroniken, 1888/1889 die der Hochschulstatistik, und ab 1898 die im Jahresturnus tagende "Konferenz deutscher Universitätsverwaltungen in Hochschulangelegenheiten" als Vorläufer der späteren Kultusministerkonferenzen. Zu seinen bildungspolitischen Leistungen zu rechnen sind ausserdem die Gleichstellung des Real- mit dem humanistischen Gymnasium sowie der Technischen Hochschulen mit den Universitäten, die Vereinheitlichung des Hochschulrechts und der Prüfungsordnungen, seine Bemühungen um die generelle Zulassung von Frauen zum Hochschulstudium und 1905 der erste deutsch-amerikanische Professorenaustausch mit der Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts, der zu einem Aufschwung der internationalen Wissenschaftsbeziehungen führte. Wenn Althoff auch indirekten Anteil an der Häufung von Medizinnobelpreisen hat, die am Anfang des Jahrhunderts deutschen Forschern zugesprochen wurden, so fand seine Omnipräsenz in hochschulpolitischen Fragen und vor allem seine Berufungs- und Beförderungspolitik, die er wiederholt mit Androhungen seines Rücktritts durchsetzte, nicht immer und überall Anklang. Zwar hat er unzweifelhaft viele wissenschaftliche Karrieren in Preußen befördert, einige aber auch behindert und in Einzelfällen sogar beendet. Zu den schärfsten Kritikern zählte neben Theodor Mommsen auch Max Weber, der das von Althoff geschaffene enge persönliche Beziehungsgeflecht zwischen Ministerien, Parteien und Wirtschaft als „System Althoff“ bezeichnete. Ungeachtet dessen erhielt Althoff zahlreiche Auszeichnungen und wurde 1900 als Ehrenmitlied in die Akademie der Wissenschaften und 1907 ins Preußische Herrenhaus aufgenommen. 1907 wurde Althoff, der schon 1904 und 1906 aus gesundheitlichen Gründen um seinen Abschied eingekommen war, pensioniert und verstarb am 20.10. 1908 in seinem Haus in Berlin-Steglitz.

Friedrich Theodor Althoff