Karte 1866
Prinz Leopold von Hohenzollern Wilhelm I. von Preußen Napoleon III. Otto Eduard Leopold von Bismarck

3. Juli 1870    Mit der Emser Depesche erreicht Bismarck die Kriegserklärung Frankreichs

Am 3. Juli 1870 beschließt das spanische Parlament in Madrid, einen Hohenzollern als neuen König zu wählen. Ihr Auge fällt auf den Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen.

Bismarck versucht, diese Entwicklung für sich zu nutzen: in der Kandidatur des Hohenzollern sieht er die Möglichkeit, Bewegung in die verfahrene außenpolitische Lage zu bringen, und: vielleicht könnte er Frankreich einen Dämpfer verpassen! Jedoch rechnet er nicht mit einer derartig heftigen Explosion der „spanischen Bombe“, wie Wilhelm das Projekt nennt, als die Nachricht vom spanischen Hohenzollernkönig in Paris eintrifft.

Napoleons Außenminister Gramont erklärt, Europas Ordnung sei gefährdet und die Ehre der französischen Revolution stehe auf dem Spiel.

„Wir hoffen, dass diese Eventualität sich nicht verwirklichen wird... Wenn es anders kommen sollte, so würden wir ... unsere Pflicht ohne Zaudern und ohne Schwäche zu erfüllen wissen.“

Doch auch nach dem Rückzug des Kandidaten gibt sich Frankreich nicht zufrieden und verlangt von Wilhelm I. den Verzicht der Hohenzollern auf diesen Thron für alle Zeiten.

Als der französische Botschafter dem preußischen König, der sich zur Kur in Bad Ems aufhält, diese neue Forderung überbringt, entwickelt sich ein diplomatischer Disput, der schließlich zum Krieg führen sollte.

Wilhelm I., in der Meinung, mit dem Rückzug des Hohenzollern-Kandidaten Frankreichs Unmut besänftigt zu haben, wird auf der Kurpromenade in Bad Ems von Frankreichs Botschafter Benedetti mit neuen, erweiteten Forderungen bedrängt. Das Prestige einer Großmacht und die Ehre seines Hauses verbieten es Wilhelm, diesem Verlangen nachzukommen und den reuigen Sünder zu spielen. Er weist Benedetti ab, informiert routinemäßig Bismarck per Depesche über den Vorfall und bittet ihn, die Öffentlichkeit zu informieren.

Bismarck veröffentlicht Wilhelms „Emser Depesche“ in stark verkürzter und dadurch verschärfter Form. Was in den Augen des Königs die diplomatisch-höfliche Ablehnung einer übertriebenen Forderung war, liest sich nun wie die brüske Abweisung einer versuchten Demütigung Preußens und seines Königs. In Deutschland begreift man die von Bismarck veröffentlichte Kurzfassung der Emser Depesche als nationale Angelegenheit, in Frankreich sieht man darin eine Provokation.

Bismarcks redigierte Emser Depesche verändert die psychologische Situation in Deutschland grundlegend. Die öffentliche Meinung sieht in diesen Vorgänge nicht mehr einen innerdynastischen Erbfolgestreit, sondern eine alle Deutschen erfassende nationale Angelegenheit. Auch die französische Regierung steht unter dem Druck der aufgebrachten nationalen Stimmung im eigenen Land. So entsteht eine Situation, in der für beide Mächte ein Krieg machtpolitischen Interessen entgegenkommt. Frankreich macht mobil und erklärt am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg. Zwangsläufig jedoch wird es Krieg gegen das ganze Deutschland, weil mit der französischen Kriegserklärung für die süddeutschen Staaten der Bündnisfall gegeben ist. Die 1866 mit Preußen geschlossenen Bündnisverträge treten in Kraft.

König Wilhelm I. kehrt in einem Sonderzug von Bad Ems nach Berlin zurück, unterwegs von jubelnden Menschenmassen begrüßt:

„Mich erfüllt eine komplette Angst bei diesem Enthusiasmus, denn was für Chancen bietet nicht der Krieg, wo all dieser Jubel oft verstummen könnte – und müßte!“

schreibt der Monarch in einem Brief an Königin Augusta.

Die "Emser Depesche"

Graf Bernadetti überbringt Kaiser Wilhelm I. die französischen Forderungen

Abreise König Wilhelms I. zur Armee am 31. Juli 1870