Sendemanuskript: Preußen - Chronik eines Deutschen Staates
4. Mit "Blut und Eisen": Preußens Weg ins Deutsche Reich (1848 -1871)

Autor: Axel Bornkessel

Anmoderation:

Männer machen Geschichte, sagte einst ein kluger Mann, der Preußenhistoriker Treitschke. Und er hatte dabei einen Mann ganz besonders im Auge - Otto von Bismarck, den Baumeister des Reiches. Heute würde man sagen, Kanzler der Einheit. Nun wird er gleich die historische Bühne betreten, mit noch einem markigen Satz: "Nicht mit Reden und Mehrheiten werden die großen Fragen unserer Zeit entschieden, sondern mit Eisen und Blut." Männer machen eben Geschichte.

1:00

Der hohe Dom zu Köln, seit dem Mittelalter das Wahrzeichen der Stadt.

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Viele Jahrhunderte war der Bau nur halb fertig. Anfang des 19. Jahrhunderts gibt es Pläne, ihn zu Ende zu bauen. Denn der Dom ist ein nationales Symbol: Seine Vollendung bedeutet auch, dass sich der Traum von einem neuen Heiligen Römischen Reich deutscher Nation erfüllen könnte.

1:48

1842 reist Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. in die Rheinprovinz und nimmt am Dombaufest teil. Der Gast aus Berlin will aber auch das Bündnis von Thron und Altar festigen, das hier seit langer Zeit belastet ist.

In Preußen dominiert der protestantische Geist, entsprechend schwer hat man es mit den katholischen Provinzen - das Rheinland, Westfalen und Schlesien.

2:16

In den dreißiger Jahren hatte Friedrich Wilhelm III. den Kölner Erzbischof Droste zu Vischering kurzfristig in Haft nehmen lassen. Der Grund: Die Kirche hatte sich den preußischen Vorschriften widersetzt, wonach Kinder aus Mischehen den Glauben des Vaters anzunehmen hätten. Denn das Dogma der Kirche schreibt in jedem Fall die katholische Taufe vor.

2:42

Nun soll es künftig einen fertigen Dom geben, eine Stein gewordene Verklärung des Mittelalters, für einen Herrscher von Gottes Gnaden. Gemeint ist der König von Preußen.

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Katharina Thalbach:

"Eine tolle Partie war das nicht gerade", so kommentierten die am Rhein, die Vernunftsehe mit den armen Preußen. Nein, man hatte es wirklich schwer dort, tief im Westen. Ein leichtlebiger, undisziplinierter Menschenschlag - eine zentrale Gewalt, das kannten die gar nicht.

Auf kleinstem Raum regierten dort Bischöfe, Herzöge und kleine Fürsten. Wie sollte der Untertan, da noch den Überblick behalten? Am Rhein ging man also locker mit der Herrschaft um, nach dem Motto "Leben und Lebenlassen". Helau!

Und wenn es einmal allzu hart kam, hatte man als Ventil ja noch Spott und Ironie. Und da wurden die preußischen Beamten dann schwer veräppelt,

ihre Korrektheit, ihr Befehlston, aber auch ihre Tüchtigkeit. Das war aber noch nicht alles. 1823 beim ersten Karnevalszug da trottete ein Dutzend Soldaten mit. Rote Uniformen und hohe Spitzenmützen hatten die an. Das waren die roten Funken. Zack ... Zack.

Und die, die zogen nun wirklich alles durch den Kakao, was den Preußen an Drill heilig war, z.B. ... das Exczerzieren.

"Stippefetsche" nannte man das. Seine Majestät war pikiert. Eine anomalische Lustbarkeit hieß es in Berlin.

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Auch anderswo an den Ufern des Rheins werden alte Gemäuer restauriert. Die Burgruine Stolzenfels, ein Geschenk der Stadt Koblenz an Friedrich Wilhelm IV, lässt der König wieder herstellen.

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Die Burgenromantik verführt zu Träumereien, von Deutschlands neuen großen Zeiten. Matt vor Seligkeit sei er gewesen, als er den Rhein und seine Burgen sah, schrieb Friedrich Wilhelm, als er im Jahre 1815 den Strom bereiste.

5:19

Sein Bruder Wilhelm, der Prinz von Preußen, ist in der Rheinprovinz Militärgouverneur. Er ist kein Schwärmer wie Friedrich Wilhelm IV., der schon seit langem krank ist. Man hofft auf Wilhelms künftige Regentschaft und darauf, dass es unter ihm weniger konservativ zugehen wird.

5:41

Romantik auch in Brandenburg: Um Potsdam herum entsteht ein preußisches Arkadien, eine Ideallandschaft im Geist der Antike.

5:56

Aber was ist geblieben vom Aufbruch Preußens, von den Reformen der napoleonischen Besatzungszeit?

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Auf dem Babelsberg wird 1834 das Schloss für Prinz Wilhelm begonnen. Ludwig Persius, der Baumeister, orientiert sich an englischen Vorbildern. Ein Wunsch von Prinzessin Augusta, denn sie liebt alles Englische.

6:32

Und so steckt der Bau voller Stilelemente: Ein bisschen Romanik, Gotik, Renaissance - englischer Tudor eben. Und ein wenig wird auch Wilhelm von der vornehmen englischen Lebensart beeinflusst.

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Hinter dem Schloss lässt er den Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen aufstellen: Er erinnert an den Einsatz des preußischen Militärs gegen die Revolutionäre in Baden. Schließlich war es Wilhelm, der Preußenprinz, der 1848 mit Kartätschen auf die Demonstranten hatte schießen lassen.

7:15

In den fünfziger Jahren wird diskutiert, wie groß das erträumte Deutschland denn sein darf: Ein liberaler Nationalverein propagiert einen kleindeutschen Verbund.

7:27

Vorgeschlagen wird auch eine großdeutsche Lösung, mit der österreichisch-ungarischen Monarchie. Das wollen die Konservativen - Zukunftsträume.

7:42

Beim preußischen Lesepublikum ist die Vergangenheit auch sehr gefragt: "Es fehlt östlich der Elbe noch die Wünschelrute, die den Boden berührt," schreibt Theodor Fontane und begibt sich auf eine Wanderung durch die Mark Brandenburg.

8:13

Die Geschichte des Landes an Oder, Havel und Spree wird neu erzählt, wiederentdeckt in alten Orts- und Familienchroniken.

8:35

Auch ein anderer Künstler wählt das heroische Erbe Preußens zum Thema, der Maler Adolph Menzel

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1861 stirbt Friedrich Wilhelm IV. und Prinzregent Wilhelm krönt sich in Königsberg zum neuen preußischen König. Menzel wird beauftragt, die Zeremonie in einem repräsentativen Gemälde festzuhalten.

9:09

In einer Vorstudie zum Gemälde porträtiert Adolph Menzel den Mann, der nun die politische Bühne beherrschen wird: Es ist Otto von Bismarck, ab 1862 Ministerpräsident in Preußen.

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Im preußischen Abgeordnetenhaus, wo nur Adel und Besitzbürger vertreten sind, kommt es bald zu einer dramatischen Machtprobe zwischen Wilhelm I. und dem Parlament. Bismarck steht seinem König als treuer Lehensmann zur Seite. Es geht um die Heeresreform. Die Liberalen wollen nicht, dass dem König noch mehr militärische Macht zuwächst. Bismarck reformiert das Heer ohne Zustimmung des Parlaments, ein unerhörter Verfassungsbruch. Sein Kommentar: Nicht mit Reden und Mehrheiten werden die großen Fragen der Zeit gelöst, sondern durch Eisen und Blut.

10:08

Die Heeresreform wird durchgesetzt, weil Bismarck es so will.

10:19

Das Land bekommt eine Armee, die ganz auf die allerhöchste Majestät eingeschworen ist. Die alte bürgernahe Landwehr ist nur noch Reservearmee. Stattdessen werden mehr reguläre Regimenter aufgestellt und die Dienstzeiten verlängert.

10:38

Preußen mischt wieder als militärische Macht in Europas Politik mit.

10:55

Auch neue Waffen werden eingeführt. Sie kommen neuerdings aus der Rheinprovinz, aus Essen, aus der Fabrik von Friedrich Krupp. Die Gussstahl-Vollrohre machen auf den Weltausstellungen dieser Jahre Furore.

11:14

Krupp fabriziert nicht nur Geschütze, sondern entwickelt das Gussstahlverfahren auch weiter. Das macht die Firma unabhängig von den Rüstungsaufträgen des preußischen Staates.

11:27

Wer in dieser Waffenschmiede schuftet, muss zäh um menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen kämpfen. Denn auch die Schlotbarone an Rhein und Ruhr verweigern dem immer größer werdenden Proletariat seine Rechte.

11:44

Die Fabrikarbeiter organisieren sich: 1863 wird der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein gegründet. Er ist der Vorläufer der Sozialdemokratischen Partei.

11:58

Ferdinand Lassalle kämpft darum, dass die Arbeiterbewegung die Politik in Preußen mitgestalten kann. Seine Partei wird ein innenpolitischer Faktor. Und Bismarck versteht es, die neue Kraft in seine Pläne einzubeziehen.

12:11

Katharina Thalbach:

Bismarck war nicht nur ein Säbelrassler, er war auch ein glänzender Diplomat, ein Trickser, einer der seine Gegner hervorragend gegeneinander auszuspielen wusste. Was er wollte war klar. Er wollte ein großes preußisches Reich. Aber was wollten die hier? Diese Liberalen aller Schattierungen. Nun zunächst einmal wollten sie ihre Geschäfte machen. Auch sie wollten ein deutsches Reich, einen großen starken Staat. Aber sie wollten keinen Militärstaat - nicht "Blut und Eisen", sondern "Eisen und Kohle" war ihre Devise. Und dann waren hier noch die, die Arbeiter. Die forderten immer heftiger politische Mitbestimmung, also Wahlen. Und unsere Liberalen wiederrum, die brauchten Mehrheiten. Nämlich die hier - ohne die wäre ein deutsches Reich ja gar nicht machbar. Und in der 48-er Revolution da hat man gesehen, was es heißt, wenn die Proleten so richtig Druck machen.

Und Bismarck, Bismarck nutzte die Interessen der Gruppen für sich. Er traf sich schon bald mit Lasalle, dem Arbeiterführer. Er sprach mit ihm über das allgemeine Wahlrecht, über ein preußisches Königreich mit sozialem Anstrich.

Aber die hier, die Liberalen, die versetzte dieses Reformgerede jedesmal in Angst und Schrecken, regelmäßig. Doch Bismarcks Ziel war klar - alles unter eine Haube.

14:05

1863 rückt die Außenpolitik ins Zentrum der preußischen Geschichte. Das Herzogtum Schleswig wird vom dänischen König besetzt: Ein Schlag gegen die dortige deutsche Bevölkerung, die unabhängig sein will.

14:24

Die Schleswiger rufen den Deutschen Bund zur Hilfe. Das sind die deutschen Staaten mit Preußen und Österreich an der Spitze.

14:35

Bismarck weigert sich, die Unabhängigkeitsbestrebungen der Schleswiger zu unterstützen. Aber er will, dass Preußen im Norden Stärke zeigt - als Ordnungsmacht. Doch die Dänen bleiben unnachgiebig. Das bedeutet Krieg.

14:53

Im Frühjahr 1864 marschieren preußische Truppen nach Norden. Auf See kämpft Österreich gegen die Dänen.

15:05

Am Alsensund, gegenüber der Stadt Sonderburg, stoßen die Deutschen auf die dänischen Verteidigungslinien, die Schanzen bei der Düppeler Mühle.

15:20

Auf den Düppeler Schanzen beginnt eine lange Abfolge preußischer Siege. Sie werden erstmals in Fotografien dokumentiert.

15:32

Am Alsensund gelingt es den preußischen Pionieren in wochenlanger Erdarbeit, Gräben bis dicht an die dänischen Schanzen vorzutreiben. Noch heute sind die Fundamente der Forts sichtbar, mit weißen Mauern kenntlich gemacht.

15:50

In einem einzigen Sturmangriff werden im nasskalten April 1864 die Schanzen genommen.

16:01

Stolz präsentieren sich die Preußen auf den Wällen. Die dänischen Truppen ziehen sich über den Sund zurück.

16:15

Die Preußen rücken weiter vor, besetzen Jütland. Daraufhin kapitulieren die Dänen. Die Reste der Düppeler Schanzen sind erhalten - als Freilichtmuseum.

16:32

Auf den Kriegsfotografien ist nur Platz für Zerstörung und Kriegsbeute. Damals ist es streng verboten, die Opfer zu zeigen.

16:45

Ein einsames Denkmal erinnert noch an preußische Heldentaten: Ein Stein mit dem Namen des Berliner Pioniers Klinke.

17:04

Beide, Schleswig und das benachbarte Holstein, werden jetzt vom siegreichen Preußen und Österreich verwaltet. Bald aber wachsen die Spannungen zwischen beiden Staaten: Ein Machtkampf zwischen Preußen und Österreich ist unausweichlich. Es kommt zum Krieg. 1866 besetzt Preußen die mittel- und süddeutschen Staaten. Dann marschiert preußisches Militär über die Österreichische Grenze ins östliche Böhmen.

17:32

Bei Königgrätz an der Elbe treffen die getrennt marschierenden preußischen Armeen auf die Hauptmacht der Österreicher.

17:44

Ein preußischer Soldatenfriedhof im Böhmischen, beim tschechischen Dorf Chlum. Der Krieg zwischen den beiden mächtigsten Staaten im Deutschen Bund fordert auch von Preußen erhebliche Opfer.

18:04

Ein Massengrab für Freund und Feind.

18:10

Bis heute wird die Erinnerung in Tschechien gepflegt. Tod und Leid werden fast vergessen angesichts der Bilder, mit denen die Preußen später diesen Krieg verherrlichen werden.

18:47

Die Kirche von Problus: Hier stoßen die Preußen auf heftigen Widerstand der Österreicher. Die besitzen die technisch besseren Kanonen.

19:07

Die Preußen dagegen können ihre Truppen rasch mobilisieren und an die Front verlegen. Ihr Generalstab nutzt erstmals die Eisenbahn als Transportmittel.

19:22

Ein Gedenkstein für die gefallenen Sachsen. Sie sind 1866 noch mit den Österreichern verbündet.

19:35

Und auch das gehört zum ehemaligen Schlachtfeld: Hier haben sich auch die Heerführer von damals verewigt. Ein Denkmal für Albert, den späteren König von Sachsen.

19:46

Die Masse der Toten hat später der vaterländischen Propaganda genutzt - zweitausend auf Seiten Preußens sind der Blutzoll auf dem Weg zur Reichseinigung.

20:20

Trotz großer eigener Verluste bereiten die Preußen den Österreichern vor Königgrätz eine schwere Niederlage. Der kluge Bismarck kann seinen König daran hindern, im Siegesrausch weiterzuziehen und gleich noch Wien einzunehmen.

20:49

Ein Friedensvertrag wird geschlossen. Sein wichtigster Punkt: Der Deutsche Bund wird aufgelöst, ein Norddeutscher Bund begründet, er reicht bis zum Main. Dazu gehören jetzt Schleswig und Holstein, ebenso Hannover, Teile Hessens und das Königreich Sachsen. Preußen ist Führungsmacht, Österreich fehlt im Norddeutschen Bund. Hier haben die Konservativen künftig das Sagen. Freiheitliche Rechte, parlamentarische Beteiligung - sie gehen im Siegestaumel unter.

21:23

Katharina Thalbach: IV/ 10

Bei Königgraetz haben Deutsche auf Deutsche geschossen. Na, klar es waren Sodaten, die gehorchen mussten, die ihren Treueeid auf den jeweiligen Landesvater geschworen hatten. Aber gefühlt haben sie sich als Deutsche.

Und was tat Bismarck in dieser Situtation? Königgraetz. Preuße ist Sieger. Der mächtigste Staat im deutschen Bund. Und die Deutschen sind begeistert. Eine Nation zu werden wie die Franzosen, davon träumten sie schon lange.

Na gut, denkt sich Bismarck, bevor die Leute wieder auf den Gedanken kommen, im Land eine Revolution anzuzetteln, da nutzen wir doch lieber den Siegestaumel, den Siegesrausch ...

Und er kennt auch das passende Rezept: "Such dir draußen einen Feind! Hetz die Deutschen auf die Franzosen!" Dann gibt es im Land keine Unruhen und die Reichseinigung gibt's obendrein auf Kosten der Franzosen und unter Preußens Führung - versteht sich.

23:28

Österreichs Niederlage stört das europäische Gleichgewicht. Vor allem Frankreich fühlt sich jetzt von Preußen bedroht.

23:37

Als dann 1870 ein Hohenzoller durch Heirat spanischer König werden soll, droht Frankreich mit Krieg.

23:49

König Wilhelm reagiert moderat, stimmt als Oberhaupt der Hohenzollern der Heirat nicht zu. Doch Napoleon III. genügt das nicht. Bismarck lässt es auf die Konfrontation ankommen und Frankreich erklärt Preußen den Krieg.

24:11

Doch Preußens Verbündete sind an seiner Seite - Truppen der süddeutschen Staaten und des Norddeutschen Bundes überschreiten gemeinsam die französische Grenze. Wieder ist das Schlachtenglück auf deutscher Seite.

24:22

Die Franzosen geraten schnell in die Defensive. Die Deutschen attackieren ihre Nachbarn mit einer Wut, als wollten sie Revanche nehmen - für die Schmach der napoleonischen Fremdherrschaft von einst.

24:43

Preußen und Sachsen, vor vier Jahren noch Gegner, wetteifern, wer im Felde der Schneidigste ist. Sie fallen unter den Schüssen der feindlichen Schnellfeuerwaffen.

24:58

Nach dem Krieg, als Lothringen zu Deutschland kommt, werden allerorten Gedenksteine errichtet. Keine Mahnmale für den Frieden, sondern Erinnerungen an den Sieg über den Erbfeind.

25:14

Auf kolossalen Ölbildern halten Auftragsmaler die Heldentaten fest - für kommende Generationen.

25:34

Nach einem Monat Krieg ist die französische Hauptstreitmacht zwischen Sedan und Metz eingekesselt und nach schweren Kämpfen aufgerieben.

25:49

Frankreichs Kaiser Napoleon III. gerät in deutsche Gefangenschaft und bietet die Kapitulation an. Doch in Frankreich wird stattdessen die Republik ausgerufen und weitergekämpft.

Bild "Kriegsrat in Versailles"

Der Krieg ist jedoch entschieden. Die Sieger im deutschen Hauptquartier in Versailles: König Wilhelm und sein Sohn Friedrich. Ihnen gegenüber Generalstabschef Moltke, der Kriegsminister Roon. Und Bismarck.

26:04

Im Spiegelsaal von Versailles wird Deutschlands Zukunft besiegelt. Der Norddeutsche Bund und die süddeutschen Staaten haben ein Schutzbündnis geschlossen. Preußens Krone hat darin den Vorsitz, der Bund heißt künftig Deutsches Reich mit einem Kaiser an der Spitze.

26:24

Die Skizzen Anton von Werners dokumentieren das Ereignis. Trotz des gemeinsamen Waffenganges beurteilen die deutschen Fürsten das neue Schutzbündnis zurückhaltend. Sie fürchten um ihre Souveränität. Bismarck verhandelt mit jedem, ein Schacher um Privilegien. Den hochverschuldeten Bayernkönig Ludwig macht er diskret mit Geld gefügig. Daraufhin schlägt der Wilhelm als Kaiser vor.

26:49

Der alte Monarch sperrt sich gegen den Kaisertitel am meisten. Er fühlt sich von Gottes Gnaden als Preußenkönig eingesetzt. Nicht aber als Präsident eines Bundes, den eine Kaiserkrone ziert. Doch er fügt sich Bismarcks Drängen.

27:09

Im Spiegelsaal von Versailles wird Wilhelm I. zum deutschen Kaiser proklamiert, es ist der 18. Januar 1871: Auf den Tag genau 170 Jahre zuvor hatte sich der Kurfürst von Brandenburg zum König in Preußen gekrönt.

27:30

Beutekanonen aus den drei Einheitskriegen an der Berliner Siegessäule. Ein Triumph Preußens, das nun im Deutschen Reich aufgeht. Eine kühl kalkulierte Machtpolitik und Erfolge auf dem Schlachtfeld haben diesen Prozess erzwungen, nicht Preußens Untertanen. Doch diese Revolution von oben, durchgesetzt mit Blut und Eisen, hat ihren Preis.

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