Karte 1803
August Wilhelm Schlegel August Wilhelm Schlegel

August Wilhelm von Schlegel

geboren5.9.1767 in Hannover

gestorben12.5.1845 in Bonn

Schriftsteller, Sprachforscher

August Wilhelm Schlegel wurde 1767 in Hannover geboren. Sein Vater war Pastor und verfasste ein zu seiner Zeit vielbeachtetes Werk über Ästhetik. Einer seiner Brüder war der Schriftsteller und Philosoph Friedrich Schlegel.

Er studierte in Göttingen zuerst Theologie, wechselte dann aber zur Philologie. Schon als Student veröffentlichte er Rezensionen, Übersetzungen (u. a. der „Göttlichen Komödie“ Dantes) und literaturwissenschaftliche Abhandlungen. 1791-95 hatte er eine Hauslehrerstelle in Amsterdam inne, die ihm genug Zeit für seine literarischen Arbeiten ließ. Hier begann er mit der Übersetzung der Dramen Shakespeares (viele davon gemeinsam mit Ludwig Tieck), die bis heute maßgeblich geblieben ist. Dieser Übersetzungsarbeit verdankt er auch seine Berufung zum außerordentlichen Professor in Jena 1798, wohin er drei Jahre zuvor gezogen war und zunächst als Kritiker sein Brot verdient hatte. Er rezensierte u. a. auch Werke von Schiller und Goethe, mit denen er in dieser Zeit persönlichen Umgang hatte. Im Jahr seiner Berufung entstand in Jena die sog. ältere romantische Schule, zu der neben den Brüdern Schlegel Friedrich Schleiermacher, Novalis, Ludwig Tieck und andere gehörten. Das Organ dieses Kreises, von dem so wichtige geistige Impulse ausgingen, war das „Athenäum“, das die Brüder Schlegel gemeinsam herausgaben.

Im Jahr 1800 siedelte er nach Berlin über. Hier hielt er öffentliche Vorlesungen über die Weltliteratur, mit denen er eine intensive Übersetzungstätigkeit verband. Außerdem waren sie ihm Gelegenheit zur Formulierung und Darlegung der Ideen der Romantiker in dem noch immer stark von der Aufklärung geprägten Berlin, wo er bald in den Mittelpunkt des geistigen Lebens rückte. 1803 lernte er die französische Schriftstellerin Madame de Staël kennen, die ihm eine gut dotierte Stelle als Hauslehrer anbot. In dieser Stellung bereiste er oder lebte in zahlreichen Ländern Europas, nicht zuletzt in der Schweiz, Frankreich und Schweden. Er verfasste in dieser Zeit und darüber hinaus literatur- und kunsthistorische, übersetzerische, politische, philologische und belletristische Werke, die sich durch ihre außerordentliche thematische Vielseitigkeit auszeichnen. 1808 hielt er in Wien noch einmal seine inzwischen überarbeiteten Berliner Vorlesungen, die im gleichen Jahr veröffentlichte und die in mehrere europäische Sprachen übersetzt wurden. 1818, ein Jahr nach dem Tod der Madame de Staël, wurde er Professor der Literatur und Kunstgeschichte in Bonn.. Seit 1816 befasste er sich mit der altindischen Sprache und Religion, von der seine 1820-30 herausgegebene „Indische Bibliothek“ handelte. Dies ist nur eines der Werke, die ihn zu einem der Begründer der vergleichenden Linguistik machen.

August Wilhelm Schlegel, der sich gegen Ende seines Lebens immer mehr von seiner eigenen Generation wie auch von der neueren Literatur entfernt hatte, starb 1845 in Bonn.

August Wilhelm Schlegel