Karte 1803

1811: Erstes deutsches Turnfest in der Hasenheide bei Berlin

Collage Die Hasenheide, Austragungsort des ersten Deutschen Turnfestes Friedrich Ludwig "Turnvater" Jahn Turnübungen

„Die erste Einrichtung in der Hasenheide war von großer Einfachheit. Ein Waldfleck von einigen Morgen Landes wurde von einem mäßig breiten Graben umzogen... Die Barren, Recke, Kletterbäume standen in angemessenen Entfernungen, eine Rennbahn war am östlichen Ende ... abgesteckt. Aller Verweichlichung wurde von den Turnern der Krieg erklärt. Einfache Kost diente zur Stärkung des Körpers...“

So berichtet ein Zeitzeuge vom Austragungsort des ersten deutschen Turnfestes, der Hasenheide, damals noch ausserhalb der Stadtgrenze südlich der preußischen Hauptstadt Berlin gelegen.

Initiator ist der Lehrer Friedrich Ludwig Jahn, der die Turngeräte selbst entworfen und praktisch erprobt hat. Er ruft damit die deutsche Turnbewegung ins Leben, die über das Motiv der Körperertüchtigung hinaus das Ziel der Befreiung von der Napoleonischen Fremdherrschaft und die Gründung eines deutschen Nationalstaates verfolgt.

In dieser Zeit des Aufbruchs und der patriotische Gefühle glaubt Jahn, dass durch körperliche Ertüchtigung Widerspruchsgeist und nationale Überzeugungen besonders gefördert werden könnten. Jahn versteht die Leibesübungen als notwendige Vorbereitung für den Freiheitskampf. Nur turnerprobte Männer könnten den französischen Besatzern erfolgreich entgegentreten. Kniebeugen und Klimmzüge für den Befreiungskrieg.

Nach dem Sieg über Frankreich will Jahn sein „vaterländisches Turnen“ als Beitrag für die Verwirklichung einer deutschen Nation fortführen. Der preußischen Obrigkeit, die massiv gegen die Wortführer der nationalen Bewegung einschreitet, geht dies zu weit. Durch öffentliche Reden des national gesinnten Turnlehrers provoziert, verbieten die Behörden den Turnbetrieb. 1820 ergeht ein Erlass des Innenministers:

„Da Seiner Majestät ernstlicher Wille ist, daß das Turnwesen ganz aufhört, so hat die königliche Regierung von Polizei wegen nachdrücklich darauf zu halten, daß alles Turnen schlechterdings unterbleibe.“

Auf Weisung höchster Stellen werden alle Turngeräte aus der Stadt geschafft und zerstört. Jahn, des Hochverrats verdächtigt, wird verhaftet und in die Festung Küstrin gebracht. 1820 entlassen, steht er über Jahre unter Hausarrest. Erst 1840 wird der „Turnvater“ rehabilitiert und von König Friedrich Wilhelm IV. mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.