Karte 1866

Junkerparlament

Polemische Bezeichnung der Demokraten für die erste Tagung des "Vereins zur Wahrung der Interessen des Grundbesitzes zur Aufrechterhaltung des Wohles aller Klassen" in Berlin am 18./19. August 1848 in Berlin, bei der vor allem das überhebliche Auftreten einer Reihe Adliger, besonders der preußischen Gutsbesitzer aus ostelbischem Gebiet, unangenehm auffiel. Der Verein war entstanden, um die Steuerprivilegien und das Jagdrecht der Großgrundbesitzer gegen geplante Gesetzesänderungen der Regierung zu verteidigen. In der Namensgebung zeigt sich bereits die charakteristische Struktur der konservativen Politik, die partikulare Interessen (in diesem Fall die der Junker) vertrat, gleichzeitig aber behauptete, damit Interessen der Allgemeinheit zu vertreten. Vorsitzender des Vereins war Hans Hugo von Kleist-Retzow (1814-92), der 1851-58 Oberpräsident der Rheinprovinz war und zu den Mitbegründern der "Kreuzzeitung" gehörte, die von 1848 bis 1939 erschien und das führende Blatt der preußischen Konservativen und der Deutschkonservativen Partei war, die sich aus dem Verein entwickelte und entsprechend als "Junkerpartei" verspottet wurde. Auch Otto von Bismarck war Teilnehmer der Tagung und bemühte sich in einer späteren Rede (8. April 1851) vergeblich, der von seinen Gegnern geprägten Bezeichnung die negative Konnotation zu nehmen. Für die sich aus dem Verein formierende Konservative Partei, die ebenso rigide die Interessen der Junker vertrat, fand das Volk die Bezeichnung "Junkerpartei".